Dank Polizeieinspruch: Universitario - Sporting Cristal

22.05.2025 - Vor Ort in der 1. Liga

Erst 20 Stunden vor Anpfiff stand fest, dass clásico steigt mit Zuschauern...

von Christian Piarowski

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Das clásico zwischen Universitario und Sporting Cristal hatte bereits vor dem Anpfiff für Wirbel gesorgt. Die Gastgeber waren nach 10 Spieltagen souveräner Tabellenführer, als sie plötzlich drei Niederlagen zum Teil gegen Vereine mit deutlich schwächerem Kader schlucken mussten.
Das hatten einige der sehr anspruchsvollen Crema-Fans nicht vertragen können und sich von der Tribüne aus zu hitzigen Wortduellen mit den Spielen hinreißen lassen, als diese nach der Heimpleite gegen Atlético Sullana auf dem Weg in die Kabine waren.

 

Daraufhin ordnete der Verband drei Tage vor Spielbeginn an, dass das Spiel ohne Publikum stattfindet und brummte den Cremas noch eine zusätzliche Geldstrafe auf. Ähnliches hatten zuvor in der Saison bereits Alianza und Cristal aussitzen müssen. Es entbrannten die üblichen medienwirksamen Debatten, ob eine solche Strafe überhaupt sinnvoll und in der Höhe gerechtfertigt sei, schließlich hatte U bereits mit dem Kartenverkauf begonnen und nach eigenen Angaben die Hälfte des Kontingents bereits abgesetzt. Es wäre ein Schaden von mehreren Millionen Soles (Tauschkurs 1€ = ca. 4$). Da das Urteil bei den beiden anderen großen Vereine trotz Einspruchs bestehen geblieben war, ging alle Welt davon aus, dass dieses Clásico in einer leeren Betonschüssel ausgetragen werden würde.

 

Doch plötzlich kam einen Tag vorm Spiel nochmal Bewegung in die Sache. Und zwar seitens der Polizei!

Diese gab an, dass sie nicht genug Personal hätte, um die Fans, die ein Ticket besorgt hatten, aber nichts von der kurzfristigen Spielabsage mitbekommen hätten, im Zaum zu halten und regte daher dringend an, das Spiel mit Heimpublikum (Gäste waren von Vorhinein nicht vorgesehen) stattfinden zu lassen. Es folgten weitere wilde Mediendebatten und am späten Vorabend, keine 22 Stunden vor Anpfiff, die Meldung, dass das Appellationsgericht festgelegt habe, dass die Strafe auf das folgende Heimspiel verlegt werde und das clásico somit mit Publikum über die Bühne gehen würde.

Es folgten wilde Proteste von Alianza und Cristal, bei ihnen hätte doch...
Half alles Nichts. Um 21 Uhr am Donnerstagabend war Anpfiff, wobei sich zu der Zeit knapp die Hälfte der letztlich etwa 45.000 Zuschauer noch nicht im Stadion befand, da sie auf dem Weg von der Arbeit zum Monumental im grässlichen limeño-Feierabendverkehr steckten. Für eine Strecke die man außerhalb der Rush-Hour-Zeit etwa 40 Minuten braucht, kann man unter Woche und einem Abendspiel raus nach Ate schon mal das drei- bis vierfache einplanen.


Fahnenmaterial gab es aus diversen peruanischen Kontroll- und Verbotszwängen an einer Hand abzählbar, immerhin waren den Universitario-Fans, anders als beim letzten Copa-Spiel, heute diese und einige Instrumente erlaubt. Die Stimmung war durchweg sehr gut, wozu natürlich die Bauweise des fast 25-jährigen Stadions mit beitrug. Die Gesänge, vor allem aus Nordkurve, waren laut, abwechselnd und durchgehend. Auch von den anderen Tribünen stimmten häufig etliche mit ein, wobei wie üblich auch auf Ost und West eigene kleine Kapellen (oder Barra-Gruppen, wenn man sie so nennen möchte) trommelten, dies aber nicht konträr zur Haupt-barra. Auf der Ost wurde trotz vorhandener Sitze komplett die ganze Zeit gestanden, im Familienstehbereich auf der Süd sowieso, und sehr auffällig, dass dies selbst auf der Haupttribune von den meisten dies die 90 Minuten über praktiziert wurde.


Angefacht von der jüngsten Kritik zeigte sich Universitario von Beginn an überlegen, wenn auch anfangs nervös. Die Gäste suchten ihr Heil in der Defensive und Kontern, fanden aber nach dem 0:1 nur selten Mittel, um einen Punkt zu ergattern zu können. Universitario ließ vieles liegen, so blieb es bis zum nahenden Spielende spannend.

 

In der 82. Minute wechselte der Trainer der Gastgeber bei einem eigenen Freistoß im Mittelfeld gleich dreimal. Unter Anderem kam Diego Churín und wurde mit einem ordentlichen Pfeifkonzert empfangen. Der 35-jährige Argentinier war als Sturmhoffnung verpflichtet worden, hatte bislang enttäuscht und galt als einer der Hauptschuldigen, warum es in der Liga und in der Copa zuletzt schwierig lief. Der Ball wurde freigegeben, nach vorne gedroschen, setzte im Strafraum auf und der ungelenk wirkende Churín kam mit seiner ersten Ballberührung seine Größe nutzend mit der Rübe ran und bugsierte das Spielgerät über den hinauslaufenden Torwart hinweg zum 2:0.

 

Wahnsinn! Seine Mitspieler rasteten aus, rannten selbst von der Ersatzbank zu Churín, um ihn zu herzigen. Sicher flossen beim Argentinier seiner Herkunft geschuldet die üblichen Tränchen direkt vorm Familienblock, aus dem dann nun plötzlich ihm geltende Anfeuerungsrufe klangen.

Netter Abschluss, denn beim 2:0 blieb es auch. Genau wie am 02. Juli 2000, also vor fast 25 Jahren, als beide Vereine das Stadioneröffnungsspiel bestritten.

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Universitario 2:0 Sporting Cristal, Estadio Monumental "U", Ate, Lima, Peru, Donnerstag, 22.05.2025, 21:00, 14. Spltg. Apertura, Liga 1 2025

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