Superclásico Alianza vs U abgesagt

28.06.2008 - Nach Gewaltwelle

Bei einer Schießerei zwischen rivalisierenden Fangruppen von Universitario und Alianza Lima kam am vergangenen Mittwoch (25.06.08) ein 21-jähriger Anhänger von La U ums Leben.

von Christian Piarowski

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Bei einer Schießerei zwischen rivalisierenden Fangruppen von Universitario und Alianza Lima kam am vergangenen Mittwoch (25.06.08) ein 21-jähriger Anhänger von La U ums Leben. Sieben weitere Personen wurden verletzt. Der Vorfall ereignete sich in Lima in der Umgebung der Avenida Zarumilla, in der Zone "Pozitos" des Distrikts San Martín de Porres. Wie es zunächst hieß, befanden sich beide Fangruppen auf dem Weg in die Stadien, um die Nachholspiele ihrer Mannschaften zu begleiten. Universitario spielte am Mittwoch das clásico gegen Cristal im Estadio Nacional, während Alianza im Estadio Matute auf César Vallejo traf. Beide Stadien liegen zentral in Lima und relativ nah beieinander.
 
Das 21-jährige Opfer hieß Daniel Blanco, war Englisch-Student im Instituto Cultural Peruano Norteamericano (ICPNA) und hatte nach Angaben aus dem Familienkreis keine Verbindungen zu den barrabravas. Die sieben Verletzten wiesen allesamt Schusswunden auf und wurden in ein nahe gelegenes Hospital gebracht. Unter ihnen befanden sich fünf Minderjährige im Alter von 14 bis 17 Jahren, die beiden übrigen Opfer sind 18 bzw. 20 Jahre alt. Niemand von ihnen schwebt in Lebensgefahr.
 
Nach Aussagen von Anhänger der Cremas, die bei dem Vorfall dabei gewesen waren, wurden sie von etwa 20 Alianzistas aus einem Hinterhalt völlig überraschend angegriffen. Die Angreifer hätten sofort und ohne Vorwarnung das Feuer eröffnet. Die anwesende Polizei, die den Zug der "U"-Fans begleitete und für deren Schutz sorgen sollte, sei dabei äußerst passiv geblieben. Die dabei gewesenen Polizisten wurden mittlerweile in die "Dirección de Criminalística del Cono Norte" geladen, wo sie Angaben machen sollen, warum für den Schutz der Fans von Universitario nur derart wenig Personal eingeteilt wurde, und warum die Route der aus Nordlima kommenden Anhänger über die Avendia Zarumilla und nicht, wie sonst üblich, über die Avenida Túpac Amaru geschehen sei. Diese Maßnahme habe das Risiko eines Aufeinandertreffens deutlich erhöht.
 
Nach ersten Untersuchungen heißt es nun, die Schießerrei sei nicht einem Fankonflikt verschuldet gewesen, sondern Streitigkeiten zwischen rivalisierenden Gangmitgliedern. Hauptverdächtiger sei ein gewisser ‘Charapa’, der mit seinen Gefolgsleuten eine Rechnung mit anderen "pandilleros" begleichen wollte. Letztere hätten sich unter die Gruppe der "U"-Fans gemischt, um unbemerkt durch die Zone zu gelangen. Das verstorbene Opfer habe aber nichts mit den Gangkonflikten zu tun gehabt.
 
Am Freitag kam es im Stadtviertel "Villa El Salvador" zu einem weiteren blutigen Aufeinandertreffen zwischen Fangruppen von Alianza und Universitario. Etwa 100 Mitglieder der ‘Los Respaldo’ genannten Fangruppe von Alianza trafen an zwei verschiedenen Stellen des genannten Viertels mit ihren Gegenüber von den mit La "U" sympathisierenden ‘Holocaustos de Los Sicarios’ zusammen (Sicarios, sind so genannte Todesengel, meist minderjährige Auftragskiller). Es kam zu einem Schusswechsel. Die Polizei nahm drei Beteiligte fest, darunter zwei Minderjährige im Alter von 15 und 12!!! Jahren. Die beiden Aufeinandertreffen ereigneten sich auf Höhe der Kreuzung zwischen der Ruta B und dem Jirón Talara sowie in der Siedlung ‘Edilberto Ramos’. Insgesamt wurden zwei Verletzte festgestellt. Sie erlitten Schusswunden an den Beinen.
 
Schon nach dem Vorfall am Mittwoch wurde darüber spekuliert, dass das für den Sonntag angesetzte Clásico zwischen Alianza Lima und Universitario, dem größten Derby Perus, abgesagt werden könnte. Das Spiel sollte im Estadio Matute steigen, der Heimspielstätte Alianzas und erhielt zusätzliche Brisanz dadurch, dass La U mit einem Sieg eventuell die Meisterschaft frühzeitig hätte sichern können. Etwas, was gewaltbereite Fans von Alianza wohl niemals ohne weiteres zugelassen hätten. Zunächst hieß es jedoch das Spiel würde stattfinden und der Kartenvorverkauf lief normal an. Am Freitag trafen sich die beiden Vereinsvorstände mit Vertretern der ADFP (Asociación Deportiva de Fútbol Profesional) und der Polizei. Nach mehrstündiger Sitzung und einem zweiten Treffen am Abend wurde dann die anstehende Partie abgesagt. Für die Sicherheit könne aufgrund des derzeitig aufgeheizten Klimas nicht garantiert werden. Die Neuansetzung des Spiels wurde auf den 6. Juli terminiert.