Super Clásico: Olimpia - Cerro Porteño

22.09.2007 - Vor Ort im Estadio Antonio Sarubbi

Das Superclásico del fútbol paraguayo zwischen Olimpia und Cerro Porteño stieg in der Clausura 2007 in Ciudad del Este. Bericht und Fotos.

von Christian Piarowski

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Das Estadio Teniente Coronel Antonio Oddone Sarubbi kennt man in Del Este eigentlich nur als das Stadion von 3 de Febrero, wie der lokale Erstligaverein heißt. Obwohl es ein reines Fußballstadion ist, befinden sich die Tribünen relativ weit vom Spielfeld entfernt. Zudem ist es ziemlich baufällig. Man kann leicht ein paar Betonbrocken aufsammeln und als Wurfgeschosse verwenden.



Sowohl Olimpia als auch Cerro Porteño stammen aus Asunción. Sie gelten beide als die beliebtesten Vereine im Land und ein Duell zwischen ihnen ist das "Superclásico" in Paraguay. Das erste Spiel zwischen beiden Klubs fand 1913 statt. Seitdem folgten bis zu jenem Tag 256 weitere Partien, wobei Cerro Porteño etwas mehr Siege vorzuweisen hat. Das Superclásico ist das Spiel in Paraguay, das, abgesehen von Begegnungen der Nationalmannschaft, mit Abstand die meisten Zuschauer mobilisiert. Olimpia hatte die Vermarktungsrechte der Partie an die Firma "Eventos y Construcciones del 3 de Febrero" verkauft, weshalb das Spiel in der fünf Stunden Busfahrt von Asuncion entfernten Grenzstadt Ciudad del Este ausgetragen wurde. Dennoch machten sich viele Fans aus der Hauptstadt auf den Weg ins Stadion.


Schwarzmarkthändler verzocken sich

Zirka 25.000 Zuschauer sollten der Partie beiwohnen, womit etwa 3.000 Plätze frei blieben. Daran Schuld? Die Schwarzmarkthändler! Die hatten sich nämlich verzockt. Sie hatten das Kartenkontingent bereits frühzeitig weitestgehend erschöpft. Die Nachricht vom nahezu ausverkauften Spiel schreckte viele Zuschauer ab, den weiten Weg nach Del Este auf sich zu nehmen. Auch ich hatte meine Karte auf dem Schwarzmarkt, d.h. direkt beim nahen Busbahnhof gekauft, da ich nicht dachte, wenige Stunden vor dem Spiel noch an Tickets zu kommen.



Eine Stunde vor Anpfiff war das Stadion bereits sehr gut gefüllt. Insgesamt hatten die Anhänger von Cerro Porteño ein leichtes Übergewicht. Es war schön anzusehen, wie das Stadion in einen schwarz-weißen (Olimpia) und einen blau-roten (Cerro) Bereich aufgeteilt war. Fast alle Zuschauer hatten sich nämlich das Trikot ihres Lieblingsvereins übergestreift. Die Farben waren nur mal kurzzeitig gemischt, als vor dem Spiel die Barra Brava Olimpias ein gerupptes Cerro-Banner
verbrannte. Die wenige Polizei schaute tatenlos zu. Die Cerristas präsentierten dagegen der Reihe nach verschiedene eigene Blockfahnen. Beide Fangruppen hatten zudem zahlreiche Banner im Stadion aufgehängt.

 

Schönes Intro

Zum Intro wurde es sehr laut im Stadion. Die Barra von Cerro Porteño bot eine gelungene Pyroshow mit Rauch und zahlreichen Bengalos. Bei Olimpia reckte die gesamte Hintertortribüne schwarz-weisse Luftballons in die Höhe. Zudem wurden zwei größere Blockfahnen aufgezogen. Nach dem sehr guten Start supporteten aber auf beiden Seiten nur kleine Gruppen von jeweils einigen hundert Mann. Nichtsdestotrotz herrschte im Stadion eine gute, angespannte Derbyatmosphäre.


Das Spiel dagegen war auf schwachem Niveau. Viele schlampige Ballverluste, Fehlpässe und mangelnde Laufbereitschaft. Cerro Porteño war besser als der Gegner, kontrollierte das Spiel und suchte von Beginn an die Offensive. Die sich bietenden Chancen wurden aber zu überhastet vergeben. Olimpia dagegen schien ein Konzept im Aufbauspiel nicht für notwendig zu halten und war vor allem darauf aus, das Spiel des Gegners zu stören. In der 22. Minute das verdiente 1:0 für Cerro, begünstigt durch einen amateurhaften Abstimmungsfehler im Mittelfeld Olimpias.

Die Fans der Blau-Roten feierten frenetisch. Doch die Freude hielt nur ganze acht Minuten. Wie aus dem Nichts heraus erzielte Olimpia den Ausgleich. Eher aus Verzweiflung drosch ein Mittelfeldspieler den Ball aus 30 Metern auf das Tor und ließ den Torwart, der den eher harmlosen Ball durchschlüpfen ließ, schlecht aussehen. In der 2. Halbzeit das gleiche Bild. Cerro kontrollierte Ball und Gegner und stürmte ohne Erfolg. Olimpia versuchte es weiterhin mit Verzweiflungsfernschüssen. Und der Torwart des Ciclons sollte erneut patzen. Ein Schuss aus 24 Metern nach einer Ecke ließ ihn zur Salzsäule erstarren. 2:1 für Olimpia! Cerro danach wütend, aber, wie bereits gewohnt, ohne Glück. Ein mehr als unverdienter Sieg für Olimpia.

 

Tumulte nach Abpfiff


Der Support hinter beiden Toren war bis zum dritten Tor des Spiels ein wenig eingeschlafen. Danach sangen und pogten die Fans von Olimpia ausgelassen bis weit nach dem Abpfiff. Bei den Cerristas dagegen ging nicht nur auf dem Platz alles schief. Als sich bei einer Pogo die Masse nach unten schob, stürzte fünf Minuten vor Schluss ein Fan vom Tribünensims mehrere Meter tief auf den Platz. Zunächst wurde er minutenlang behandelt, während das Spiel weiterlief und anschließend ins Hospital gebracht. Was aus ihm wurde, konnte ich nicht herausfinden.



Nach dem Spiel kam es auf der Hintertortribüne der Cerristas zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Letztere war dabei nicht geizig beim Einsatz von Gummigeschossen. Es kam zu einigen Verletzten. Außerhalb des Stadions blieb es aber, abgesehen von einigen Wortgefechten, weitestgehend friedlich. Noch Stunden nach dem Spiel erschallten in der Stadt Hupkonzerte feiernder Olimpia-Fans.

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Olimpia - Cerro Porteño 2:1, Estadio Antonio Oddone Sarubbi, Ciudad del Este, 22.09.07, 19:00Uhr,
10. Spieltag Clausura 2007 - Superclásico del fútbol paraguayo

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