Clásico: Libertad - Guaraní

23.09.2007 - Vor Ort im Estadio Nicolás Leoz

Das Clásico zwischen Libertad - Guaraní wurde in der Clausura 2007 heimgesucht von einem Kälteinbruch. Bericht und Fotos.

von Christian Piarowski

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Das Estadio Nicolás Leoz trägt den Namen des Präsidenten des südamerikanischen Fussballverbandes Conmebol. Es wurde 2005 eingeweiht und bietet 10.000 Zuschauern Platz. Lediglich die flache Haupttribüne verfügt über Schalensitze. Das Stadion hat einen modernen Eingangsbreich mit Restaurant, Trophäenraum und Fanshop.


An jenem Wochende hatten polare, regnerische Südwinde für einen Temperatursturz von 35 auf 15 Grad Celsius gesorgt. Dies sorgte für ein starkes Kälteempfinden und dafür, dass nur sehr wenige Zuschauer zu den Partien des Spieltages kamen. Abgesehen vom Superclásico wohnten keiner Partie mehr als jeweils 500 Zuschauer bei. Die Besucherzahlen sind in Paraguay aber auch an anderen Wochenenden nicht sehr hoch. Auch zum Derby zwischen Libertad und Guaraní kamen lediglich 450 Zuschauer.


Beide Vereine zählen nach Cerro Porteño und Olimpia zu den beliebtesten Klubs des Landes. Das 1905 gegründete Libertad konnte in den letzten Jahren mehere Meisterschaften erringen, ist der aktuelle Titelträger und schickt sich auch diese Saison an, den Titel zu gewinnen. In der Clausura-Tabelle lag man zum Spieltag mit fünf Punkten weit vor den nachfolgenden Rivalen Cerro Porteño und Olimpia. Das 1903 gegründete Guaraní, das 1906 das erste Meisterschaftsturnier Paraguays gewann, steckt dagegen fast hoffnungslos im Abstiegskampf fest.

 

Clásico-Atmo trotz weniger Zuschauer

Im Stadion herrschte zunächst eine Atmosphäre wie im Sportpark von Unterhaching. Man kannte sich auf der Tribüne, trank zusammen Kaffee oder Mate gegen die Kälte und diskutierte über das Superclásico vom Vortag. Die barras kamen erst unmittelbar vor Anpfiff ins Stadion. Die Gumarelos (Libertad) platzierten sich auf der Gegengerade. Die etwa 40 Mann starke Gruppe präsentierte zum Intro ein Banner der Gäste, was bald darauf in Fetzen gerissen wurde. Wenig später ging die Polizei dazwischen, konnte aber nur die Reste bergen. Doch ein weiteres Banner Guaranis wurde gefunden und unversehrt den Gästefans zurückgegeben.

 
Von diesen gab es etwa 60 hinter dem Tor, wovon ca. 30 aktiv supporteten. Ihre Gesänge begannen sie erst, nachdem sie ihr Banner zurück hatten. Beide barras unterstützten ihre Teams leidenschaftlich und waren im kleinen Stadion gut zu hören. In der Halbzeitpause bepöbelten sich Teile der barras auf Höhe der Eckfahne über die Zäune hinweg. Die Polizei stand daneben und griff erst ein, als einige barristas versuchten, in den Nachbarblock zu gelangen. Für die Zweite Halbzeit wurde die barra Libertads auf die gegenüberliegende Hintertortribüne geschickt.

 


Auf dem Feld bot sich eine unterhaltsame Partie. Libertad war technisch deutlich überlegen, konnte daraus aber kein Kapital schlagen, da die Gäste durch aufopferungsvollem Kampf dagegen hielten und die Partie offen gestalteten. Ohne Tore ging es in die Kabinen. In der 60. Minute fiel nach einer schönen Kopfballstaffete das 1:0 für Libertad. Die Gästefans sangen dennoch unverdrossen weiter. Genauso wie die Fans sich nicht aufgaben, kämpfte auch die Elf von Guaraní weiter. Unermüdlich rannten sie an, fanden aber kein Rezept gegen die clevere Defensivarbeit Libertads.  

 


Fünf Minuten vor Schluss musste ein Verteidiger der Gumarelos für seinen unnötigerweise herausgelaufenen Torwart mit der Hand auf der Linie retten. Den fälligen Elfmeter konnte Guaraní zum Ausgleich nutzen. Die Gästefans delirierten. Doch direkt nach Wiederanpfiff ging Libertad erneut in Führung. Nun besangen die Fans Libertads das Ende Guaranis in der Ersten Liga. Zumindest für das Spiel sollten sie recht behalten, denn von dem Schock erholten sich die Gäste nicht mehr.

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Libertad 2:1 Guaraní, Estadio Nicolás Leoz, Asunción, 23.09.2007, 10. Spieltag  Clausura 2007

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