Spieler ermordet hämischen Fan

06.07.2009 - Gewalt

Barranquilla, nahe dem Estadio Metropolitano, steht an einer Straßenecke eine Gruppe Freunde beisammen. Als sie ein...

von Christian Piarowski

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Barranquilla, Sonntag, 05.07., 11:00Uhr morgens: Im Viertel "Los Robles", nahe dem Estadio Metropolitano, steht an einer Straßenecke eine Gruppe Freunde beisammen. Als sie ein roter Chevrolet passiert, ruft einer von ihnen dem Fahrer "maleta, maleta, perdedor" (fauler sack, looser) hinterher. Zwanzig Meter weiter stoppt das Auto, der Fahrer steigt aus, nähert sich der Gruppe und eröffnet das Feuer auf den vorlauten Rufer. Während der Rest der Gruppe davonrennt, stürzt sich der Angegriffene in einem Selbstverteidigungsreflex auf den Schützen. Ein weiterer Schuß fällt, Israel Campillo, 27-jähriger Elektriker, sackt zusammen, versucht nun ebenfalls zu fliehen. Zwanzig Meter kommt er weit, der Aggressor lässt nicht von ihm ab, nimmt die Verfolugng auf und feuert einen weiteren, vermutlich tödlichen Schuß auf den zweifachen Familienvater ab. Anschließend flüchtet der Täter zu Fuß in einen nahe gelegenen Wald.

 

Die Freunde des Opfers und Nachbarn demolieren vor Wut das zurückgebliebenen Auto. Wenige Stunden später stellt sich Javier Flórez der Polizei. Flórez ist Mittelfeldspieler bei Atletico Junior, das gerade vergangene Woche daheim im entscheidenen Meisterschaftsfinale gegen Once Caldas durch eine 1:3-Niederlage alle Titelhoffnungen verspielte. Offenbar waren die Schmährufe der eigenen Fans zuviel für Flórez. Für lange Zeit muß er derartiges auch nicht mehr ertragen, denn Fußball wird er die nächsten Jahre nur noch im Gefängnis spielen. In Kolumbien liegt die Höchststrafe für Mord bei 40 Jahren, die Mindeststrafe bei 20. Letztere kann bei Geständnis und guter Führung auf 15 Jahre reduziert werden.

 

Wie bekannt wurde, hatte Flórez bereits in den Morgenstunden einen Nachbarn mit dem Kolben seiner Waffe verletzt, da dieser ihn gebeten hatte, die Musik leiser zu stellen. Im zerstörten Auto fand die Polizei Bierflaschen, was die Zeugenaussagen untermauert, wonach Florez stark alkoholisiert gewesen sein soll. Der Körper des Opfers wies vier Kugeln auf, insgesamt hatte Florez in seiner Wut sechs Schüsse abgegeben.