Höllenqualen III: América de Cali - Deportes Quindío

28.05.2014 - Vor Ort in der Primera B (2. Liga)

Kurzgeschichte über América de Cali mit Fotos und Bericht vom Viertelfinale des Torneo Postobon gegen Deportes Quindío im Estadio Pascual Guerrero.

von Christian Piarowski

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Der aktuelle Zweitligist América de Cali gehört zu den populärsten und erfolgreichsten Vereinen in Kolumbien. Nach Atlético Nacional und Millonarios ist es der Verein mit den meisten Landestiteln und mit vielen Fanklubs weit über Cali hinaus. Die große Zeit hatte América in den 80er Jahren, als fünfmal in Folge die Meisterschaft gewonnen werden konnte (bis heute Rekord in Kolumbien) und die Roten Teufel dreimal in Folge im Finale der Libertadores standen (aber immer verloren).

 

Der allmähliche Abstieg begann 1996, als der Verein auf die so genannte Clinton-Liste gesetzt wurde. Auf dieser vom Finanzministerium der Vereinigten Staaten erstellten Liste stehen Firmen und Personen, die mit Drogenkartellen zusammen gearbeitet haben sollen. Der Verein América de Cali habe nachweislich Geldwäsche für das Cali-Kartell betrieben, lautet die Begründung, warum es América erwischte. Firmen auf dieser Liste können u.a. keine Geschäfte mit US-stämmigen Unternehmen abwickeln - ein finanzieller Nachteil im Fußballgeschäft. Dies wird verstärkt, da auch Nicht-US-Firmen vorsichtig sind, Geschäfte mit Unternehmen auf der Liste abzuschließen, um eben nicht selber unter Verdacht zu geraten.

 

Der Abstieg Américas erfolgte sukzessive, begünstigt nicht allein durch die Clinton-Liste, sondern auch durch Misswirtschaft und mangelndes Engagement seitens verschiedener Vorstände, eben jene Liste zu verlassen. Bis 2011 konnte man sich in der 1. Liga halten, auch wenn die Vorjahre sportlich schon negativ verliefen und die finanziellen Einbußen verstärkten. América de Cali ist der bislang einzige große Verein Kolumbiens, der den Gang in die 2. Liga antreten musste. Dort leiden die Roten Teufel nun seit drei Jahren. Der Aufstieg ins kolumbianische Oberhaus fällt nicht leicht. In der letzten Saison etwa beendete América sowohl die Apertura als auch die Clausura jeweils als Tabellenerster, konnte sich in den nachfolgenden Playoff-Runden aber nie für das Finale qualifizieren.

 

Gelingt der Neuanfang?

Dieses Jahr soll es endlich gelingen. Die Vereinsführung wurde in den letzten Jahren mehrfach umstrukturiert und erreichte, dass der Verein 2013 von der Clinton-Liste gestrichen wurde. Die Euphorie im Umfeld ist groß wie lange nicht. América hat in der 2. Liga einen größeren Zuschauerschnitt als die meisten Erstligisten und mehr als in den letzten Jahren im Oberhaus. Bereits beim Hinspiel in Armenia gab es mehr Auswärtsmob als Heimfans. Für das Rückspiel des Viertelfinales waren die Tickets frühzeitig nahezu ausverkauft, lediglich Haupttribünenkarten konnte man am Spieltag noch bekommen.

 

Auch in Cali treffen sich die Fans vor dem Spiel in unmittelbarer Nähe des Stadions, um vor dem Spiel bei Bier und Aguardiente alles Mögliche zu bereden. Das ist nicht überall in Lateinamerika möglich. Bereis drei Stunden vor Öffnung der Tore standen die ersten an. Auch hier galt, wer früher kommt, hat die Platzwahl. Daher zeigte sich das Stadion schon lange vor Anpfiff in Rot. Gästefans waren auch einige da, jedoch waren nur ihre Trommeln zu hören.

 

Glückwünsche der eigenen Art an den neuen Meister

Die América-Barra ließ ihrem Ruf Taten folgen und unterstützte das gesamte Spiel über ihr Team mit lauten Gesängen. Zum Intro gab es auf der Gegengerade eine América-Choreo auf dem Oberrang und eine Blockfahne auf dem Unterrang. Allerdings erwies sich die Blockfahne als verdreht, weshalb das Ganze etwas missglückte, da sie nochmals eingerollt werden musste. Die Barra in der Südkurve präsentierte erst zum Ende des ersten Durchgangs ihre große Blockfahne. In Sachen Pyrotechnik hielt sie die Barra absolut zurück.

 

Dafür wurde mehrfach ein gerupptes Banner präsentiert, das von einem Nacional-Fanklub aus Cali stammte. Auch gab es mehrfach einen Schriftzug, der die jüngste Erfolgserie Nacionals Machenschaften zwischen dem Verein aus Medellín sowie Ligaverband Dimayor und Ligasponsor Postobon zuschreibt. Auch in den Gesängen ging es häufig gegen Nacional, das gerade tags zuvor den 14. Meistertitel gewann und somit nun einen Stern mehr hat als América. Für die meisten América-Fans ist ein Clásico mit Nacional wichtiger als das Stadtduell gegen Deportivo Cali.

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América de Cali 3:1 Deportes Quindío, Estadio Pascual Guerrero, Cali, Donnerstag, 22.05.2014, 19:45, Viertelfinalrückspiel Apertura 2014, Primera B -Torneo Postobón (2. Liga)

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