Zum 90.: Atlético Paranaense - Vélez Sarsfield

26.03.2014 - Vor Ort im Estadio Vila Capanema

Fotos und Kurzbericht vom Spiel in der Copa Libertadores 2014 zwischen Atlético Paranaense und Vélez Sársfield im Estádio Vila Capanema von Curitiba.

von Christian Piarowski

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Spiele zwischen Vereinen aus Brasilien und Argentinien haben stets aufs Neue ihren eigenen Reiz. Der Clube Atlético Paranaense wurde am 26. März 1924 gegründet. Genau zum 90. Geburtstag also empfing das Team aus Curitiba in der Copa Libertadores den argentinischen Vertreter Veléz Sársfield. Das Stadion Vila Capanema war seit Tagen ausverkauft, auch wenn nur Mitglieder an Tickets kamen. Atlético konnte mit einem Sieg die Qualifikation fürs Achtelfinale nahezu perfekt machen. Was gab es also für bessere Vorraussetzungen für eine riesige Geburtstagsparty?

 

Klar, der Umbau des eigenen Stadions, der Arena da Baixada, hätte bereits fertig gestellt sein können. Dann müsste man nicht in das Stadion des Lokalrivalen Paraná Clube ausweichen. Dann wäre die Stadt Curitiba nicht weltweit negativ in die Schlagzeilen geraten und die Fifa hätte nicht mit dem WM-Ausschluss gedroht. Doch dafür kann man dem Verein allein keinen Vorwurf machen. Da spielten mehrere Faktoren und Akteure eine Rolle, genauso wie für die gestiegenen Kosten. Immerhin hieß es zum 90. Geburtstag, man wolle die Arena da Baixada in Kürze einweihen, am liebsten bereits am kommenden Wochenende, nur die Stadtverwaltung stelle sich noch quer.

 

Gute Stimmung im Stadion

All das spielt an diesem Abend keine Rolle. Im und ums Stadion herrschte vor dem Spiel eine tolle Stimmung. Das kleine Vila Capanema war rappelvoll, schon früh waren die Fans gekommen. Es waren bereits lange vor Anpfiff lautstarke Gesänge zu hören, wobei sich nicht wie andernorts in Brasilien kleine Torcida-Grüppchen gegenseitig abgrenzten, um jeweils ihre eigene Show zu machen. Zum Intro wurde es dann richtig laut, dazu gab es einige Blockfahnen. Leider sorgte der Spielverlauf wie eine kalte Dusche. Schon nach sieben Minuten führte Velez. Nicht dass die Fans ihren Verein nicht mehr unterstützen, vor allem die Gegengerade zeigte sich unermüdlich. Dennoch wurde jetzt mehr gefiebert als frenetisch angefeuert. Erst nach dem Ausgleich wurde es noch mal geschlossen laut - allerdings nur für sechs Minuten, dann schlug Velez erneut zu.

Atlético Paranaense vergab mehrere sehr gute Chancen. Der Todesstoss war das 3:1 in der Nachspielzeit. Die etwa 20 mitgereisten Fans aus Buenos Aires, die sich das ganze Spiel über ruhig verhalten hatten, rannten kurz vorm Spielende aus dem Stadion, um wenig später mit ihren Zaunfahnen wieder aufzutauchen und den Sieg zu bejubeln.

 

Noch kein WM-Fieber zu spüren

Der WM-Ausschluss Curitibas ist mittlerweile vom Tisch. In der Stadt bekam man drei Monate vor dem ersten WM-Spiel nicht das Gefühl, als würde man im WM-Fieber stecken. Aber das wird schon noch. Das war in Deutschland auch nicht anders. In Curitiba selbst hätte man sich über ein Spiel der deutschen Nationalelf sicher mehr gefreut als über die zugelosten Begegnungen. In der Stadt und Umgebung gibt es zahlreiche Familien mit deutschen Wurzeln. Mitten im Stadtzentrum finden sich daher auch deutsche Wirtshäuser wie das Schwarzwald. Dort gibt es neben Bier auch deutsche Spezialitäten und mehr Deutschlandfahnen und Deutschtum als in der deutschen Hauptstadt – was irgendwie merkwürdig anmutet, wenn man wie der Autor Tags zuvor noch in Salvador war. Aber Brasilien ist halt nicht nur ein riesiges, sondern auch sehr vielfältiges und kontrastreiches Land. Dies erhöht mit Sicherheit den Reiz der WM 2014 - für diejenigen, die vor Ort sein können. Trotz horrender Preise ist das Schwarzwald übrigens auch unter der Woche am Abend stets gut gefüllt.

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Atlético Paranaense 1:3 Vélez Sársfield, Estádio Vila Capanema, Curitiba (Paraná, Brasil), 26.03.2014, - 5. Spltg. Gruppe 1, CL 2014

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