Messi im Angebot: Venezuela - Argentinien

28.06.2019 - Copa América 2019

Argentinien macht das Traumhalbfinale komplett.

von Christian Piarowski

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Das Viertelfinale im Maracanã zwischen Argentinien und Venezuela sollte ein sonnendurchflutetes Wochenende in Rio de Janeiro einläuten. Über 30 Grad mitten im Winter weckten allerdings eher Begehrlichkeiten nach Sommervergnügen am Strand als nach einer Partie, die bestenfalls fußballerische Magerkost zu versprechen schien.

 

Auf der einen Seite hat das traditionell eher dem Baseball zugeschriebene Venezuela sich nicht allein aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Krise im Land in den letzten Jahren in Sachen Fußball nicht weiter entwickeln können, trotz guter Ansätze im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts. Die Vinotinto ist zwar lägst nicht mehr das hässliche Entlein in Südamerika, erreichte bei der Copa America 2011 gar einen respektablen vierten Platz, doch noch ist Venezuela weit davon entfernt, Fußballliebhaber mit der Zunge schnalzen zu lassen. Man spielt anständig und diszipliniert, dabei durchaus mit Zug nach vorne, doch das war es dann auch. Immerhin konnte die Elf die Gruppenphase ungeschlagen beenden und dabei selbst Gastgeber Brasilien ein Unentschieden abtrotzen.

 

Auf der anderen Seite Argentinien dagegen...nunja, alles schwierig, wie immer. Gegen Kolumbien hatte es eine Auftaktniederlage gegeben und schon brannte der Baum am Rio de La Plata nach dem Motto: Alle raus! Im zweiten Spiel gegen Paraguay lief es zwar etwas besser, doch einzig Dank einer (richtigen) VAR-Entscheidung über eine Situation, die weder von Spielern noch TV-Komemntatoren wahrgenommen wurde, gelang ein Unentschieden. Immerhin konnten dann nach erneuter Steigerung, vor allem in Sachen Konzentration, gegen den eingeladenen Asienmeister Katar Sieg und Weiterkommen heraus gespielt werden.

 

Nicht wenige spöttelten anschließend, dass dahinter ein Plan gesteckt habe, schließlich musste der Gruppensieger Kolumbien gegen Chile oder Uruguay ran. Wie auch immer, die Resultate der Gruppenphase konnten natürlich keine Euphorie in Argentinien auslösen und ein ähnlicher Strom anreisender Fans wie bei der WM 2014 war kaum zu erwarten gewesen.

 

Zudem hatte sich ja in den letzten Jahren auch wirtschaftlich einiges geändert, sodass eine derartige Reise, vor allem spontan, für Viele nicht mehr so lässig zu stemmen war – und schon gar nicht für ein Spiel gegen Venezuela!

 

Ein ausverkauftes Stadion war also bei weitem nicht zu erwarten gewesen. Die wenigen anwesenden Fans der Vinotinto rekrutierten sich überwiegend aus vor Ort leben Immigranten, wobei sich von Letzteren nur wenige ein Ticket leisten können. Unentwegte Argentinier gab es natürlich dennoch einige Tausende, doch der Hauptteil der Zuschauer bestand logischerweise aus Brasilianern. Viele von ihnen kamen einzig und allein wegen Messi! Etliche trugen sogar argentinische Trikots. Zu Spielbeginn war das Maracana etwa halb gefüllt, es kam dann aber noch eine ganz gute Anzahl zusammen; eben verspätet. Freitagnachmittag ist halt auch keine perfekte Fußballzeit, vor allem, wenn man arbeiten muss – oder bei dem tollen Wetter am Strand vergessen hat, auf die Uhr zu schauen.

 

Andere wiederum waren einfach spontan gekommen, denn mittlerweile gingen bei der Copa Gerüchte herum, dass man vor Ort, kurz vor und nach dem Anpfiff, Tickets von den verzweifelten Schwarzmarktverkäufer quasi hinterher geworfen bekam.

Einmal Messi im Angebot, bitte! Warum nicht?

 

Passend zum Wetter und Wochenendstart herrschte entspannte Atmosphäre ums und im Stadion. Selbst die etwas schwereren Jungs der Brasilianer und Argentinier beließen es beim Aufeinandertreffen draußen bei witzigen Gesangsduellen. Das gleiche wiederholte sich im Stadion, sodass man fast hätte meinen können, es würden bereits Selecao und Albiceleste gegen einander antreten. Venezuela bekam somit ungewohnt lautstarke Unterstützung, wenn eben auch auf Portugiesisch.

 

Messi und Co mussten aber erst mal ihre Arbeit erledigen, damit es im Halbfinale dann wirklich zu diesem Klassiker kommen sollte. Brasilien hatte sich ja bereits tags zuvor qualifiziert und würde auf den Sieger dieser Partie treffen. Ähnlich wie zuvor gegen Katar sollten die Argentinier zwar nicht unbedingt begeistern, aber nochmals eine Leistungssteigerung aufweisen und den erhofften Sieg einfahren.

 

Letztlich irgendwie zur Freude aller im Stadion.

 

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Venezuela 0:2 Argentinien, Estadio Maracanã, Río de Janeiro, Brasilien, Freitag, 28.06.2019, 16:00, Viertelfinale, CA 2019

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