Noch alles nach Plan: Brasilien - Peru

14.06.2015 - Vor Ort bei der Copa America 2015

Kurzbericht & Fotostrecke zum Copa-América-Spiel Brasilien - Peru in Temuco

von Christian Piarowski

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Temuco war der südlichste Spielort der Copa América 2015. Das nette Städtchen wird den meisten, die hier herkamen, wohl vor allem als der kälteste Ort bei diesem Winterturnier im Gedächtnis bleiben. Vielleicht aber auch dank der riesigen Eintöpfe und Fischgerichte, mit denen man im Markt den Kalorienbedarf für die restlichen Copa hat decken können. Am Spieltag waren die Einheimischen froh, dass es entgegen der Prognosen nicht zu viel Smok gab. Temuco zählt neben Coyhaique zu den Städten Chiles mit der größten Luftverschmutzung. Dies allerding weniger wegen Industrie oder Verkehr, sondern da überwiegend mit Brennholz geheizt wird und in Kombination mit einigen klimatischen Bedingungen oft der Rauch wie eine Glocke über der Stadt hängen bleibt.

 

Vor dem Stadion gab es lange Schlangen und alljene, die sich nicht in Temuco auskannten, rannten etwas verwirrt von der einen Schlange zur anderen. Hinweisschilder fehlten nämlich, und zudem waren, warum auch immer, Ost und West getauscht worden, so dass man sich nicht einmal an den Himmelsrichtungen orientieren konnte. Das Stadion an sich ist ein kleines Schmucktück, wie sie im Zuge des 200. Jubiläums 2010 der Unabhängigkeitsbewegung im ganzen Land gebaut worden waren, und zwar an den lokalen Bedürfnissen angepasst und nicht explizit für die (da noch ferne, aber feststehende) Copa America. Das führte natürlich dazu, dass es für das Spiel von Brasilien in Temuco eben nur 18.000 Karten gab. Das mediale Geschrei war natürlich groß, keine Karten, wie kann das sein usw. - es kann aber halt nicht alles in Santiago oder Manaus ausgetragen werden.

 

Die Einhemischen, mit denen man sich unterhielt, fanden es jedenfalls überwiegend toll, einen Neymar eben auch mal in Temuco sehen zu können. Dabei saßen Chilenen (die meisten), Peruaner, Brasilianer (wenige) und falsche Brasilianer (mehr als echte) sowie jenen, die stolz das Trikot des lokalen Team Deportes Temuco (2. Liga) trugen, wild durcheinander gemischt. Lediglich die Peruaner formierten eine kleine Barra, die anfangs gleichmal gegen die Chilenen sang und das mit nicht so freundlichen Worten. Die gastfreundlichen Einheimischen nahmen dies etwas überrascht und Lächeln auf. Auch hier applaudierten sie gelungenen Aktionen beider Teams. Die kleine Peru-Barra ließ auch bald von ihrem Pöbelkurs ab und konzentrierte sich auf das eigene Team.

 

Alle im Stadion zeigten sich überrascht vom erfrischenden Auftreten der peruanischen Asuwahl, die früh in Führung ging und auch nach dem Ausgleich durch Neymar öfter hätte in Führung gehen können. Am Ende aber zeigte sich das Team als zu grün. Neymar konnte mit einem Traumpass in der Nachspielzeit den Siegtreffer einleiten. Damit sah es so aus, als ob am Ende doch alles den gewohnten Gang gehen und die favoriten gewinnen sollten. Dennoch hatte die Elf Perus viele Pluspunkte bei den Fußballfans gesammelt und - man glaubt es kaum - wider allen Klichees konnte man in der 2. Halbzeit viele Chilenen sehen, wie sie den Peruanern die Daumen drückten.

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Brasilien 2:1 Peru, Estadio Germán Becker, Temuco, Chile, Sonntag, 14.06.2015, 18:30, Gruppe C, 1. Spltg.

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