Ohne Bullen mehr Spaß: U de Chile - Colo Colo
08.04.2017 - Vor Ort im Estadio Nacional
Fotos und Bericht vom chilenischen Superclásico Universidad de Chile - Colo Colo im Estadio Nacional
von Christian Piarowski
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Das größte clásico Chiles stand mal wieder an. Wenn Universidad de Chile und Colo Colo aufeinandertreffen, ist das im ganzen Land spürbar und das vielleicht mehr als in anderen Ländenr der Region, einschließlich Argentinien. Das mag aber auch daran liegen, dass andere Vereine in Chile nur verhältnissmäßige kleine Fanszenen haben.
Wie auch immer, die Partie war wie üblich bereits vorzeitig ausverkauft. Abgesehen von den teuersten Tribünenplätzen mit Fantasiepreisen von 90.000 Pesos (120 Euro), waren einige Tage vorher nur noch Gästekarten zu bekommen. Das mag im Vergleich zu früheren Zeiten überraschen, aber mittlerweile ist Gästefan zu sein bei diesem Spiel kein Spaß mehr. Zum einen wurde der Colo Colo-Block von vornherein auf 2000 Plätze begrenzt, zum anderen ging vorher das Gerücht um, die Gäste dürften nicht mit Fanutensilien das Stadion betreten.
Das Gerücht wurde von "oben" gestreut, nur damit die Polizei einen Tag vor dem Spiel noch mal schnell dementieren konnte, dass sie das so nicht gesagt hätte, sondern nur die Empfehlung dazu gäbe, denn sie könne nicht für die Sicherheit in Stadionnähe garantieren. Dazu mussten die Colo-Fans vor 10:30 Uhr im Stadion sein. Das, die frühe Anstosszeit auf einem Sonntag und die Preise sorgten also verständlicherweise dafür, dass plötzlich 24 Stunden vor Anpfiff wieder Gästekarten auf der Verkauswebsite zu bekommen waren.
Die übrigen Plätze im Stadion waren recht fanfreundlich, so kostete die Gegengerade nicht ganz 14 Euro und Kurvenkarten gab es sogar für nicht ganz die Hälfte. Das war in den Jahren zuvor nicht immer so gewesen. Abgehen vom riesigen Sicherheitspuffer neben den Colo-colinos gab es also eine volle Hütte und schon eine Stunde vor Anpfiff recht gute Stimmung. Teile der barra verteilten auf der Gegentribüne (Andes) reichlich Papierschlangen und bereitete dort eine riesige Blockfahne vor. Leider schmißen viele Zuschauer in ihrer Vorfreue die Rollen schon lange vor Spielbeginn. Dennoch blieb genug übrig und so gab es ein schönes Intro mit Blockfahnen, viel Papier, blauen Luftstäben, Rauch und lauten Gesängen. Letztere hielten das ganze Spiel über an, öfters stimmte auch die Gegengerade mit ein, auch wenn sich im zweiten Druchgang das Ganze etwas beruhigte.
Colo Colo hatte zahlreiche Zaunfahnen und etwas weißen Rauch zu bieten, war aber aufgrund der Unterzahl erst Ende der ersten Halbzeit und gelegentlich im zweiten Durchgang zu hören. Insgesamt eine schöne stimmungsvolle Stadionerfahrung, die nicht an das legendäre Spiel von 2007 heranreichen konnte, aber tausendmal besser war als in jenen Jahren, als praktisch alles verboten war. Der Stadionbesuch in Chile macht wieder mehr Spaß, seitdem nicht mehr die Polizei das Sagen in den Stadien hat.
Die Partie auf dem Rasen war darüberhinaus recht anstrpechend mit einem stets wechselndem und spannenden Spielverlauf und vier Toren. Natürlich sorgte der Ausgleich der Gäste für einen Stimmungsbruch, aber das unterstrich lediglich, dass die Stimmung gelebt, gefiebert und nicht künstlich angefacht wurde.
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Universidad de Chile 2:2 Colo Colo, Estadio Nacional, Santiago, Samstag, 08.04.2017, 12:00, 9. Splt. Clausura 16/17, 1. Liga - Superclásico
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