Endrunde III: Estrella del Sur Campeón!

Tag 3 des Endrundenmarathons hatte als erstes Spiel Manuel Cuyul gegen San Felipe auf dem Programm stehen. Wer dachte, dass der letzte Tag, ein Sonntag zudem, der Spieltag mit der besten Stimmung sein würde, sah sich bereits beim Anpfiff getäuscht. Es war in etwa die gleiche Anzahl an Zuschauern gekommen wie die Tage zuvor, etwa 600-700 zwischen Tribüne, Steher und Autos. Doch anders als noch am Freitagabend, als so etwas wie ein Knistern zu spüren war, wirkten heute alle irgendwie müde, ein wenig abgestumpft. Der recht kalte Nachmittag mit dem trüben Licht tat sein Übriges dazu. So verliefen die ersten 90 Minuten in einer ruhigen, irgendwie trägen Stimmung. Selbst von den San Felipe-Fans war nur selten was zu hören.

Auch die Spieler beider Teams wirkten müde und zum Teil gereizt. Verständlich; drei Spiele in drei Tagen mit jeweils nicht einmal 24 Stunden Pause dazwischen geht an die Substanz. Zumal es sich hier um Amateurfußball handelte. Wenig überraschend daher, dass es zu vielen Unterbrechungen kam wegen Verletzungen muskulärer Art, wie Zerrungen und Krämpfe.

Häufig kamen die Spieler auch den berühmten letzten Tick zu spät, so dass es viele Fouls gab, was wiederum zu Reibereien und viel Gift zwischen den Spielern führte. Schon nach zwei Minuten wurde der erste Elfmeter für Cuyul fällig, den der Gastgeber zum 1:0 nutzte. Dies löste kaum Erregung bei den Spielern oder den Zuschauern auf der Tribüne aus. Dennoch war eigentlich San Felipe überlegen und nach einigen guten Chancen erfolgte auch der verdiente Ausgleich‎.

Alles anders in HBZ 2

Im zweiten Durchgang ging San Felipe per Elfmeter in Front und plötzlich wachte Cuyul auf. Als man dachte, nun sei ihre Motivation endgültig hinüber, kamen die bislang im Turnier enttäuschenden Hausherren so richtig in Fahrt. Nach einem schönen Spielzug erzielten sie bald den Ausgleich und nur fünf Minuten danach gar die Führung zum 3:2, worauf wiederum unmittelbar gar das 4:2 folgte.

Die Felipe-Fans, die heute ohnehin nur selten ihre Schlachtrufe anstimmten, waren gar nicht mehr zu hören und erstmals hörte man Anhänger von Manuel Cuyul, die nach zwei enttäuschenden Tagen nun wenigsten einen ehrenhaften Abschied genießen durften.

Doch noch war nicht Schluss. Im Laufe der zerfahrenen Partie hatte es etliche gelbe und rote Karten gegeben. Kurz vor Ende kam es dann nach einen Platzverweis zu Aufregung vor der Tribüne und gar zu einem kleinen Handgemenge unter den Spielern und Verantwortlichen. Mit den zahlreichen Unterbrechungen, war das Spiel bereits über die Anstoßzeit der zweiten Begegnung hinaus, als es den dritten Elfer der Partie gab, den San Felipe zum 3:4 Endstand nutzte. Das tröstete die Spieler aus Punta Arenas verständlicherweise wenig. Furios am Freitagabend in die Endrunde gestartet, hatte man sich natürlich mehr erhofft. Dennoch wurden sie von ihren Fans mit Applaus verabschiedet – die Hausherren dagegen nicht.

Viele Unterbrechungen

Mit Verspätung begann das letzte Spiel zwischen Estrella del Sur und Chile. Schon am Tag zuvor war klar gewesen, dass Estrella ein Unentschieden zum Meisterschaftsgewinn reichen würde. Die Spieler machten von allen vier Mannschaften auch den frischesten Eindruck, die Euphorie im Team schien Reserven wachzurufen. Es dauerte auch nicht lange bis zur beruhigenden Führung. Estrella verwaltete in der Folge die Partie und ging schließlich mit einem sicheren 2:0 in die Kabine. Das Ding schien durch, doch der zweite Durchgang brachte nochmal etwas Aufregung.

Die Spieler von Estrella wirkten nämlich nun mit den Gedanken schon bei der Meisterschaftsfeier, so dass Chile zum Anschlusstreffer kam. Zwar konnten sie wenig später den alten Abstand wieder herstellen, doch spielte plötzlich nur noch die Spieler von Chile. Sie erzielten folgerichtig das 2:3 und ließen einfach nicht locker.

Die Fans von Estrella waren sich dennoch des Titelgewinns sicher und stimmten zum Ende immer häufiger ihren Schlachtruf nach Art des Nationalteams an: "Chi-chi-chi-le-le-le - Estrella del Sur de Chile!“, wobei die letzte Strophe angesichts der vielen Silben schnell runter gerasselt werden musste, aber das können sie ja in Chile. Die Fans des Club Chil dagegen waren auch heute nur bestenfalls durch einzelne Rufe oder Hupen auszumachen.

Auch in diesem Spiel kam es zu vielen Unterbrechungen wegen Krämpfen oder wegen unsaubererer Spielweise. So gab der Schiri eine rekordverdächtige Nachspielzeit, in der Chile plötzlich per Elfmeter die Chance hatte, zum Ausgleich zu kommen. Doch das Ding wurde kläglich vergeben. Gut möglich, dass irgendwo in der Steppe ein Guanako vom Ball getroffen wurde, jedenfalls lagen wenig später die Spieler untröstlich mit Tränen in den Augen am Boden.

Ein Tränenmeer nach Abpfiff

Der Schlusspfiff sorgte auch bei den Estrella-Spielern für feuchte Augen, sie ließen ihren Emotionen freien Lauf und feierten den ersten Titel auf Bundeslandsebene für den Verein ausgelassener als so mancher Profi den Champions-League-Gewinn.

Ein ansteckender Mix aus Freudenschreien, Tränen, Umarmungen war auf dem Rasen zu spüren und dazwischen funkten Stadionsprecher und Verbandsverantwortliche, die die Spieler drängen wollten, schnell zur Siegerehrung zu kommen. Dafür wurden sie zurecht erstmal kräftig ignoriert. Nach der Pokalübergabe feierten sich die Estrella-Spieler buchstäblich bis zum Sonnenuntergang.

Estrella del Sur, mit drei Siegen absolut verdienter Meister, präsentiert damit die Region Magallanes bei der landesweiten Amateurmeisterschaft 2018. Die Tränen der Spieler von Chile waren berechtigt, mit einem Unentschieden hätten sie den zweiten Platz erzielt, doch nun hat San Felipe als Vize ebenfalls Aussichten, nächstes Jahr nach Coyhaique reisen zu dürfen, wo die Vertreter Südchiles die erste Runde ausspielen.

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