Gedanken an einst: Santo André - Osasco

23.06.2019 - Copa Paulista

Zum Copa-Auftakt empfing Santo André Gremio Osasco im Estádio Bruno José Daniel.

von Christian Piarowski

  • Text
  • Fotos
  • Ähnliches
  • Karte

Während der Copa America 2019 ruhten in Brasilien zwar die obersten zwei landesweiten Ligen, aber auf regionaler Ebene rollte weiterhin der Ball. So lief etwa in São Paulo, wo am Vortag die Gastgeber den Peruanern eine Lehrstunde erteilt hatten, die Copa Paulista. Diese ist nach der Meisterschaft der zweitwichtigste Wettbewerb des Staatsverbandes São Paulo, der Federação Paulista de Futebol (FPF).

In Brasilien werden traditionell im ersten Quartal des Kalenderjahres die Meisterschaften der jeweiligen Bundesstaaten ausgetragen, bevor die landesweiten Ligen beginnen. Zugang zu letzteren, bspw. der Serie D (4. Liga), erhält man eben etwa als Meister im eigenen Bundesstaat. An diesen Staatsmeisterschaften, deren Beliebtheit je nach Region sehr unterschiedlich ausfällt, nehmen auch die Vereine teil, die in den Profiligen unterwegs sind und zu den ganz großen im Land zählen, wie Flamengo oder Corinthians.

Die Copa Paulista jedoch bietet vor allem Vereinen, die keinen Platz in den landesweiten Ligen haben, die Möglichkeit, die Saison zu verlängern und nicht monatelang ohne Pflichtspiele ausharren zu müssen. Die Teilnahme war freiwillig, soweit man in den ersten drei Ligen der abgelaufenen Bundesstaatsmeisterschaft Sao Paulos, dem Campeonato Paulista, die notwendige Platzierung erreicht hatte. Da etliche größere Vereine verzichteten, gab es einige Nachrücker. Die Copa lockte mit Startplätzen in der landesweiten Copa Brasil und der Serie D. Die großen Profivereine, die zeitgleich in den landesweiten Ligen spielten, durften allerdings nur mit ihrer U-23 antreten. Dies nahm lediglich Corinthians wahr.

 

Die Copa Paulista 2019 begann mit einer Gruppenphase. Am 1. Spieltag empfing dabei Santo Andre im heimischen Estádio Municipal Bruno José Daniel die Gäste von Grêmio Osasco. Das Stadion aktuell mit einer Kapazität von 8.000 Zuschauern ausgeschrieben, konnte einstmals bis zu 18.000 Menschen empfangen. Da hatte es noch eine überdachte Haupttribüne und war vor 15 Jahren gar Austragungsstätte von Copa-Libertadores-Spielen.

Santo Andre hatte nämlich 2004 als Zweitligist die Copa-Brasil gewonnen und sich so für diesen prestigeträchtigen Wettbewerb qualifiziert. Fünf Jahre später schaffte der Verein gar den Aufstieg in die landesweite 1. Liga, der Serie A. Doch das Gastspiel dauerte nur eine Saison. Es folgte ein Absturz, der bis hin zum Abstieg aus der 4. Liga und damit den Verlust der Startberechtigung an den landesweiten Ligen zur Folge hatte. Auch im Campeonato Paulista ging es ins Unterhaus, der Serie A2.

Ähnliches widerfuhr dem Stadion, das modernisiert und ausgebaut werden sollte, doch stattdessen Flutlicht, Tribünendach und Schalensitze verlor, als der Umbau nicht beendet, sondern einfach eingestellt wurde. Jahrelang mussten die Fans in andere Stadien ausweichen.

So überrascht es wenig, dass an diesem schönen warmen Wintersonntag lediglich 500 Zuschauer kamen. 10 Jahre Niedergang lockt nicht wirklich die Massen an, auch wenn vor kurzem als Serie-A2-Meister des Campeonato Paulista die Rückkehr ins Oberhaus auf Bundesstaatsebene gelungen war.

 

Die Heimfans verteilten sich auf der ehemaligen Haupttribüne, während die handgezählten 34 Gästefans auf der riesigen Gegengerade eine ganze Ecke für sich hatten und sich dort verstreuten. Von ihnen war nur bei guten Gehör bei den Torjubeln etwas zu vernehmen. Immerhin hing eine Fahne am Zaun.

Die Gastgeber hatten, wie das in Brasilien fast eine Selbstverständlichkeit ist, gleich zwei Torcidas, also Ultra-ähnliche Fangruppierungen. Die etwa 50 Frau und Mann starke größere Gruppe um die Furia Sanandrense und einige andere Fanclubs nahm natürlich mittig der Tribüne ihren Platz ein und supportete begleitet von einer Trommel, wobei die Gesänge meist eher Schlachtrufen glichen.

Für melodisches Liedgut sorgte die andere, etwa 12 Mann starke Torcida, die an sich am äußeren Ende der Tribüne platziert hatte. Wie üblich trugen die Torcidas eigene Shirts, mit denen sie sich von einander unterscheiden. So war die große Gruppe in Weiß und die kleine in Blau. Beide unterstützten ihr Team durchgehend. Ansonsten ging sich aus dem Weg, suchte aber keinen Streit. Den Rest der Zuschauer bildete das übliche Tribünenvolk von Alt bis Jung und relativ relaxt auch bei den Toren und Gegentoren.

 

Diese gab jeweils zwei in einem zähen, teils behäbigen, von Taktik und Mittelfeldgeplänkel geprägtem Spiel, in dem jedes Team gefühlt genau zweimal gefährlich vors Tor kam und dann eiskalt zustach. Somit stand am Ende ein gerechtes Ergebnis, auch wenn die Gastgeber mehr fürs Spiel getan hatten, zunächst in Führung gegangen waren und im zweiten Durchgang couragiert einem Rückstand hinterherliefen.

 

---------------

Santo André 2:2 Grêmio Osasco, Estádio Municipal Bruno José Daniel, Santo André (São Paulo), Sonntag, 23.06.2016, 15:00, 1. Spltg. Copa Paulista 2019

---------------