Höhenrekord: Bolivia - Venezuela

05.09.2024 - Conmebol-WM-Quali

Premiere für die Nationalelf Boliviens in El Alto

von Christian Piarowski

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Etwas überraschend wählte der bolivianische Fußballverband für das WM-Qualispiel gegen Venezuela das erst 2017 eingeweihte Estadio Municipal de El Alto (so steht's in großen Lettern an der Stadionwand, dennoch ist auch die Bezeichnung nach dem Viertel beliebt, nämlich Estadio de Villa Ingenio).

 

Erst am Abend vorher kam mir der Gedanke, dass damit doch ein neuer Länderspielhöhenrekord aufgestellt werden müsste. Denn das Stadion mit seiner Kapazität von um die 20.000 Zuschauern liegt schließlich auf 4.130 Metern überm Meerespiegel (habe die Stadionsprecherdurchsage wegen Nebenmannlärm nur bis Cuatromilcientoxxx verstanden, meine 30 gehört zu haben, einige Quellen sagen 4150, auf jeden Fall mehr als die 4090 bei Wiki) und damit bleiben weltweit ohnehin nur noch ganz wenige Rekordkonkurrenten übrig.

Eigentlich käme auch nur das auf fast 4.400 Höhenmetern gelegene Estadio Daniel Alcides Carrión in der peruanischen Minenstadt Cerro de Pasco infrage. Doch wurde dort zwischen 1989 und 1015 zwar über 15 Jahre Erstligafußball gespielt, aber nie ein Länderspiel ausgetragen. Daher denke ich, man kann diese Auftaktpartie des 7. Spieltags der WM-Qualifikation in Südamerika durchaus als Rekordhalter für das bislang höchste Länderspiel ansehen.

 

Der Verkauf des Kartenkontingents von 17.500 lief online (allerdings ging das nur für Inhaber einer bolivianischen Steuernummer) und an vier verschiedenen Verkaufsstellen über La Paz und El Alto verstreut. Eine Stunde vor Anpfiff wurden in der Nähe des Stadions, wie in Bolivien gerne üblich, noch reichlich Karten über nicht offizielle Kanäle angeboten. Laut Stadionsprecherdurchsage waren es nicht ganz 17.000 Zuschauer, die für Preise von 120 bis 60 Bolivianos (offiziell etwa 15,50 bis 7,75 Euro) ein Ticket gekauft hatten. 220 Rentner aus El Alto freuten sich zudem darüber, dass der bolivianische Fußballverband sie kostenfrei reingelassen hatte.

 

Viele Zuschauer kamen mit weißen Styroporquadern, die findigen Händlern vor dem Stadion für eine Boliviano anboten, damit man sich auf den nackten Betonstufen den Arsch abfriert. Doch zur Überraschung vieler hatte das nicht Not getan, denn vermutlich wegen Fifa-Regulieren zeige sich das Stadion überall mit roten Sitzschalen und exakter Sitzplatznummern. Erst beim Hinsetzen oder Drüberlatschen fiel dann auf, dass es die neuen Sitzplätze auch aus Styropor bestanden, der rot angemalt war.

 

In einer Ecke hatten sich die meisten Gästefans mit einigen "Lappen", die auf ihren Migrationshintergrund hinwiesen, versammelt, ansonsten fand man sie auch über die Geraden im Stadion verstreut. Sie sangen und trommelten anfangs noch ausgelassen, doch schon bald sollte ihnen der Spielverlauf die Lust dazu nehmen. Auf bolivianischer Seite gab es keine spezielle Choreo, eine kleine Kapelle musizierte hin und wieder mal Verschiedenes. Doch vornehmlich stimmten die Zuschauer immer mal wieder einige Schlachtrufe an, vor allem den Klassikern Bo-Bo-Bo...worauf eine andere Tribüne mit Li-Li-Li antwortet, bevor eine dritte Tribüne mit der fehlenden Silbe vollendet, woraufhin alle Bolivien hochleben lassen. Zusammen mit den wuseligen Essensverkäufern ergab das eine nette Atmosphäre, aber kein Tollhaus.

 

Dabei ging Bolivien nach nicht einmal einer Viertelstunde bereits in Führung. Venezuela, das im Vorfeld kein Lamentieren ob der Höhe verlauten lassen hatte, konnte danach das Spiel lange ausgeglichen gestalten, kam zu einigen Chancen wie die Gastgebet auch. Praktisch mit dem Pausenpfiff gab es dann einen Elfer für die Bolivien, der sicher verwandelt wurde und gefühlt die Vorentscheidung war. Nach Wiederanpfiff war dann schnell mit dem 3:0 alles endgültig geklärt.

 

Dabei hätte Bolivien mit etwas mehr fußballerischem Können und Effizienz vorm Tor den 1993 ebenfalls gegen Venezuela aufgestellten Heimrekord (7:0) verbessern können, da die Vinotinto immer mehr Schwächen zeigte und meist hinterherrannte, doch es fiel trotz klarster Chancen lediglich noch der vierte Treffer kurz vor Schluss. Am Ende hatte sich die Wahl der höheren Spielstätte für Bolivien, das unbedingt tte gewinnen müssen, also ausgezahlt, oder zumindest sportlich keinen Nachteil gebracht.

 

Ob man das gegen attraktivere Gegner wiederholt, bleibt abzuwarten. Gut möglich, dass es dann wieder ins traditionelle Nationalstadion, dem im La Paz und etwa 500 Meter tiefer gelegenen Estadio Hernando Siles geht, schließlich hat dies bei Länderspielen die doppelte Kapazität.

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Bolivia 4:0 Venezuela, Estadio Municipal de El Alto, El Alto, Depat. de La Paz, Donnerstag, 05.09.2024, 16:00, 7. Spltg. Conmebol-Qualifikation WM 2026

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