Sieg des Willens: Benavídez - Don Torcuato

Wer zum Spiel des Benavidez FC gegen Atlético Don Torcuato wollte, musste sich erst mal durchfragen beim Pförtner der weitläufigen Sportanlage „Ranch Sports“. Dort gibt es nämliche verschiedene Fußballplätze, die man mieten kann, mit Kunst- oder Naturrasen, für 11 gegen 11 oder 7 gegen 7. Das Spiel der 2. Division der Liga Escobarense sollte auf Platz 8, dem vielleicht schlechtesten Rasenplatz steigen, wobei dort von Rasen bestenfalls noch einige schüchterne Stängel an den Ecken zu finden waren. Fast hätte man auf den daneben liegenden schmucken Kunstrasenplatz zusteuern mögen, wo sich zwei Teams und ein Schiedsrichtergespann bereits warm machten, doch die vielen Fahnen in Benas Vereinsfarben Grün-Gelb wiesen eben ganz klar zu jenem Sandacker. Am Eingang wurden 50 Pesos verlangt, doch niemand kontrollierte oder fragte nach Presseausweisen.

Nur eine Längsseite war freigegeben und im Schatten der Bäume herrschte vor Anpfiff an diesem sonnig-milden Feiertagsnachmittag eine gemütliche Picknickatmosphäre, wie sie an diesem Tage sicher vielerorts in Argentinien zu erleben war; auch ohne Fußball. Der Mate machte seine Runde und man tausche sich aus über alles Neue aus, was am Wochenende sich zugetragen haben mochte. Auch die vorgeschriebenen zwei, in diesem Fall, dicken Polizisten trotteten kurz vor Anpfiff pflichtgemäß zum Dienstantritt. Alles super-entspannt also. Gästefans sind in der Escobarense leider nicht erlaubt, aber das wäre auch ein zu hoher finanzieller Akt für die meisten Vereine, denn dann müssten wohl noch mehr Bullen ran und fürs in der Sonne stehen bezahlt werden.

Sehr familiäre Stimmung also, da natürlich neben Freunden und Spielern der Reservemannschaft eben vor allem Familienangehörige der Spieler anwesend waren. Insgesamt etwas 50 Zuschauer, die sehr gespannt der Spiel verfolgten. Dieses gestaltete sich recht ausgeglichen, die Gäste zeigten sich zunächst abwartend und Bena machte spielerische Defizite mit Kampf wett. Zum Ende der ersten Halbzeit trauten sich die Gäste zunehmend nach vorne und setzen ihre technischen und spielerischen Vorteile auch in Spielanteile um. Dennoch ging es ohne Tore in die Kabine.

Die zweite Hälfte begann, wie der erste geendet hatte, doch als alles nach dem baldigen Führungstor für die Gäste aussah, biss sich Bena mit viel Herzblut ins Spiel zurück und machte kurz vor Ende das 1:0. Am Zaun und auf dem Feld wurde der Treffer und der spätere Abpfiff gefeiert, als ginge es um den Aufstieg. Verständlich, denn es sollte einer der ersten Siege dieser Saison für Benavidez werden. Man war sichtlich stolz, so wie man überhaupt stolz ist, an der traditionsreichen Liga Escobarense teilnehmen zu können.

Der Verein bestreitet erst seine 2. Saison und dies mit viel Leidenschaft im gesamten Umfeld, wie man auch auf dem liebevoll gepflegten Facebook-auftritt verfolgen kann. Entstanden ist der Benavidez FC aus einer NGO, die sich um Straßenkinder in der Region kümmerte. Der Vereinsgründer und Sohn des NGO-Gründers setzt nun das soziale Engagement seines Vaters fort. Bei Sport und Vereinsleben soll Bena Jugendlichen eine Heimat, Ziel und Mittelpunkt im Leben geben. Die Spieler sind nicht nur zum Kicken da, sie müssen überall mit anpacken.

Etwa bei der Umgestaltung des Platzes, damit die Liga Escobarense das OK gibt, damit Bena hier, und damit in der Stadt, echte Heimspiele austragen kann. Durch die freiwillige und mit eigenen Mittel getragene Verbesserung der Umkleide und Zäune konnte auch die Platzmiete, die der private Besitzer der Sportanlage verlangt, auf 7000 Pesos gedrückt werden. Das Training kann so natürlich nicht regelmäßig auf dem Spielfeld veranstaltet werden. Doch setzt man alles dran, um der Vorzeigeverein von Benavidez zu werden. So veranstalten Familienmitglieder und Spieler regelmäßig Tanzabende oder Verlosungen, um mit den Einnahmen den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten.

Man kann dem Benavidez FC nur die Daumen drücken und viel Glück für die Zukunft wünschen. Dabei mag es überraschen, dass der Verein su ums Überleben kämpfen muss. Denn die Stadt ist in den letzten 10 Jahren geradezu von exklusiven Privat-Barrios umzingelt worden, deren finanzkräftige Bewohner sich aber hinter hohen Mauern leben nicht viel kümmern um den Rest der Welt.

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