Schlammparty: Alem - Atlas

09.07.2017 - Primera D (5. Liga)

In General Rodriguez jubelt Alem im Aufstiegsendspiel gegen den Lokalrivalen Atlas. Fotos und Bericht.

von Christian Piarowski

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Innerhalb einer Woche kam es zum erneuten Aufeinandertreffen der Lokalrivalen aus General Rodriguez um den Aufstieg in die Primera C. Dabei war nach dem Hinspielergebnis (3:0 für Alem) eigentlich alles klar und nur größte Optimisten oder Pessimisten mögen noch an eine Überraschung geglaubt haben.

 

Noch kein Clásico

So konnten die Anhänger Alems sich bereits vor dem Spiel in ihren Gesängen auf ihre traditionellen Clásico-Rivalen einstimmen, mit denen es in der nächsten Saison wohl ein Wiedersehen geben würde. So wurden etwa in den gekaperten Bussen aus Moreno oder in der Umgebung des Stadions nahezu ausschließlich gegen Atlético Luján und Ituzaingo gesungen und nur hin und wieder der Aufstieg erwähnt. Atlas wurde praktisch links liegen gelassen. Den Lokalrivalen vom Stadtrand, der bislang noch nie aus der Primera D herausgekommen ist, sieht man beim Lechero noch immer nicht als ebenbürtig und als eines Clásico-Rivalen würdig an. Dessen ungeachtet haben die Duelle in den zurückliegenden vier Jahren gemeinsamer Ligazeit aber durchaus an Rivalität gewonnen.

 

In der regulären Saisonphase wurden die Heimspiele des Lecheros gerne von der AFA auf Nachmittage an Arbeitstagen terminiert. Ein Problem, von dem auch andere Vereine der unteren Ligen betroffen sind. So war es auch am vorletzten Spieltag gewesen als Alem gegen Liniers die vorzeitige Meisterschaft verspielte. Eine Woche später machte Erzrivale Ituzaingo die Meisterschaft komplett, weshalb Alem in die Aufstiegsendrunde gehen musste, die sich aus den Teams von Platz 2 bis 9 zusammensetzte. Damals hatte es trotz des Montagnachmittag ein volles Haus gegeben. Die Fans hatten ihr Team mit viel Rauch, Papier und Luftballons empfangen (sieh Spielbericht unter Ähnliches). Auch für diesen Finaltag, an dem die Party kaum noch zu ruinieren war, war also viel zu erwarten gewesen.

 

Sicherheitswahn allen Ortens

Der Kartenverkauf war bereits unter der Woche gestartet und es wurde gebeten, frühzeitig zu erscheinen. Zudem wurde hinter einem Tor genau dieselbe Stahlrohrtribüne errichtet, die schon eine Woche zuvor bei Atlas in Einsatz gekommen war. Man rechnete also mit großem Andrang und in der Tat war die Tribüne bereits über eine Stunde vor Anpfiff voll besetzt. Auch die Hintertortribüne füllte sich mit jeder Minute, doch ging der Einlass etwas schleppend voran, wofür es einen Grund gab.

 

Die aktuelle Regierung um Mauricio Macri setzt zeigt klares Desinteresse an sozialer Wirtschaft geht auf Wählerfang vor allem mit der Bedienung eines forcierten Rufes nach Sicherheit. Er und die ebenfalls zur Regierungspartei gehörende Verwaltung der Provinz Buenos Aires nutzen daher auch jede Gelegenheit, um in diesem Bereich demonstrativ vorzugehen und Planfähigkeit und Entschlossenheit vorzugaukeln, etwa wenn arbeitslos gewordene Fabrikarbeiter bei Protesten niedergeknüppelt werden müssen oder Fußballfans der 5. Liga plötzlich aufs Genaueste untersucht, ihre Personalien am Einlass digital eingelesen und ihre Gürtel abgenommen werden. Dies ganz unabhängig davon, dass es selbst nach dem frustierenden Spiel gegen Liniers zu keinerlei Vorfällen gekommen und auch an diesem kalten, verregneten Sonntagnachmittag nicht damit zu rechnen war.

 

Der Regen war dann auch das nächste zentrale Thema des Tages. War es eine Woche zuvor noch frühlingshaft und sonnig gewesen, hatte sich das Wetter komplett im Laufe der Woche gewandelt und seit Tagen dominierten Regen und Kälte. Ob des anhaltendes Regens war es überhaupt zweifelhaft, dass das Spiel angepfiffen werden würde. Die Platzverhältnisse hätten bei jedem normalen Saisonspiel mit Sicherheit zu einer Absage geführt, doch schienen alle Parteien gewillt zu sein, das Ding durchzuziehen und die Saison in der Primera D endlich zu Ende zu bringen.

Schließlich galt es, in Kürze mit der Vorbereitung der nächsten Saison zu beginnen. Ein mehrwöchiger Spielerstreik nämlich hatte die Spielpläne im argentinischen Fußball nach hinten verlagert, weshalb selbst in der 2. Liga mit Vertragsende am 30.6. viele Spieler ihre Vereine verließen, obwohl die Saison noch lief.

 

Schlammparty zum Saisonabschluss

Doch all das sollte wenig später keine Rolle mehr spielen. Es knisterte im Stadion, die Tribüne empfing ihre Mannschaft mit einer netten Choreographie aus sortierten gelben und blauen Luftstäben. Die Barra durfte dagegen keine optischen Hilfsmittel zum Intro einsetzten, machte dies aber mit lauten und stimmungsvollen Gesängen wett. Hinter der Popular ging von der Straße aus aber einiges an Feuerwerk hoch, was sich im Laufe des Spiels und natürlich zum Abpfiff regelmäßig wiederholen sollte. Die Barra sang das ganze Spiel und die Halbzeitpause durch, mitunter brachte sich auch die Tribüne mit ein, so dass das gesamte Spiel über, trotz des miesen Wetters, eine sehr gute, des Ereignisses vollkommen würdige Stimmung herrschte.

 

Auch die Spieler taten alles, damit dieses letzte Spiel der Primera-D-Saison 16/17 ansprechend über die Bühne ging. Zunächst startete Atlas druckvoll, auf der Suche, schnell zum Torerfolg zu kommen, um nach der 0:3-Hinspielpleite doch noch Hoffnung schöpfen zu können. Mitte der ersten Halbzeit ließen dann aber die Kräfte der Gäste nach. Alem gelang es, das Spiel zunehmend ausgeglichen zu gestalten und sukzessive ein Übergewicht zu gewinnen.

Eine Kopie des Hinspiels also, und ebenso wie eine Woche zuvor ging Alem in Führung. Auch im zweiten Durchgang suchten die Spieler stets den Weg nach vorne, weder verwaltete Alem das Ergebnis, noch gab sich Atlas auf, kämpfte zumindest um den Ehrentreffer. Der sollte nicht fallen, dafür machten die Gastgeber per Elfmeter endgültig den Sack zu.

 

Somit war schließlich endgültig alles durch. Verdienter Aufstieg des Lecheros, der im gesamten Torneo Reducido nicht einen Gegentreffer kassierte. Obwohl durchnässt und durchgefroren feierten die Fans jubelten ausgelassen , genau wie die Spieler feierte, die sich auch nicht zu fein waren fürs Schlammdiving und das obligatorische Erklettern des Tores.

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Alem 2:0 Atlas, Estadio L. N. Alem, General Rodríguez (Prov. de Buenos Aires), Sonntag, 09.07.2017, 14:30, Rückspiel Finale Reducido (Aufstiegsendrunde), Primera D 2016/17 - Alem steigt in die Primera C auf

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