Partybremsen zu Gast: Alem - Liniers

Vor der Saison hätten die wenigsten Experten darauf gewettet, dass das letzte Heimspiel der Saison für Alem, zwei Spieltage vor Ende der regulären Spielrunde, derartige Bedeutung haben könnte. Doch die Heimpartie gegen Liniers bot für den Verein aus General Rodriguez die Möglichkeit, vorzeitig die Meisterschaft in der Primera D und damit den direkten Aufstieg klar zu machen. Dazu musste man "lediglich" das Spiel gewinnen, während der ärgste Verfolger Ituzaingo selbiges nicht auf die Reihe bringen durfte.

Volle Hütte auch am Montag

Trotz der unsäglichen Anstoßzeit an einem Montag um 15:30 Uhr gab es lange Schlangen vor dem Ticketschaltern des kleinen, im Zentrum der Stadt gelegenen Stadions. Zu den Eintrittskarten für die Platea erhielten die Zuschauer blaugelbe Luftballons als Geschenk. Die Verantwortlichen des Vereins hatten sich also reichlich Mühe gegeben, um eine schöne Party vorzubereiten. Auch wenn viele Zuschauer erst auf den letzten Drücker oder nach Anpfiff eilig von der Arbeit herangeeilt kommen sollten, waren die Tribüne und die Gegengerade schon gute Zeit vor Spielbeginn bestens besetzt. Die Barra trommelte sich draußen ein und ließ schon mal vereinzelte Raketen steigen. Eine erwartungsfrohe Stimmung infizierte so allmählich alle Besucher.

Als die Mannschaften aufliefen sorgten die Fans mit reichlich blau-gelbem Rauch, viel Papier und den zahlreichen Luftballons für eine sehr schöne und passende optische Untermalung, die zudem von euphorischen Gesängen begleiten wurde. Während des Spiels sorgte die kleine Barra für ordentlich Betrieb mit kräftig vorgetragenem Liedgut bei gesunder Abwechslung und viel Armbewegung sowie Hüpfeinlagen. Das Stadion schien bald aus allen Nähten zu platzen. Es war buchstäblich rappel voll. Auf der Tribüne waren natürlich auch viele Neugierige und Sympathisanten, die sicher nicht allzu oft im Laufe der Saison vorbeigeschaut hatten. Der Zuschauerzuspruch war nicht immer so wie an diesem Tag, was allerdings auch an den bedauernswerten Terminierungen seitens des Fußballverbandes lag, der gerade Primera-D-Spiele mit Vorliebe mitten in die Arbeitswoche legt. Nicht alle fanden also einen Sitzplatz und kurz nach Wiederanpfiff blieben die meisten Leute nach der ersten guten Torchancen einfach stehen, ohne dass sich jemand daran störte.

Gnadenlose Partybremsen zu Gast

Auf dem Feld setzten die Kicker von Alem alles daran, ihre Fans glücklich zu machen. Sie wirkten entschlossen und gingen bereits nach 10 Minuten nach einer Ecke in Führung. Alles schien nun für die Party angerichtet. Die Gastgeber hatten das Spiel in der Hand, doch in der 25. Minute schlugen plötzlich die Gäste bei einem ihrer wenigen Vorstößen nach ein Freistoß zu. Eine kalte Dusche, die durchaus aufs Gemüt der Alem-Kicker schlug, die nun zunehmend verunsichert wirkten.

Nach dem Seitenwechsel trauten sich die Gäste, die nach einem drohenden Punktabzug jeden Zähler brauchten, mit jeder Minute mehr zu und kamen folgerichtig zum Führungstreffer eine Viertelstunde vor Schluss. Von Euphorie war da verständlicherweise nicht mehr viel zu spüren im Stadion. Es war jedem klar, dass es nicht nur nichts mit der Party werden würde, sondern es konnte auch nochmal richtig eng werden um den Aufstieg, je nachdem, was Ituzaingo so machte.

Und wie die Drehbücher im Fußball nun mal so sind, machten die natürlich prompt fünf Minuten später den Führungs- und Siegtreffer. Nach Abpfiff herrschte Fassungslosigkeit. Plötzlich hatte es Alem nicht einmal mehr selbst in der Hand, direkt aufzusteigen. Es bedurfte nun eines eigenen Sieges und eines Patzers von Ituzaingos am letzten Spieltag.

Das viel zitierte Wechselbad der Gefühle von Party nach der frühen Führung bis hin zum Zittern um den Aufstieg überhaupt, war emotional für viele ein klarer Schock. Es flossen daher auch nicht wenige Tränen gerade bei den treuesten Anhängern, die einfach zu viel durchgemacht hatten in den letzten Jahren. Alem hatte nämlich in den letzten Saisons bereits gerne mal einen Aufstieg verspielt. Sollte es nun wieder so kommen?

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