Neuer Anlauf: Riestra - Gimnasia (J)

18.08.2019 - Die neue Primera Nacional

Zum Saisonstart der refomierten 2. Liga Argentiniens war Gimnasia aus Jujuy in Villa Soldati zu Gast.

von Christian Piarowski

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Am ersten Spieltag der 2. argentinischen Liga trafen im Estadio Guillermo Laza Aufsteiger Deportivo Riestra auf den Zweitligaveteran Gimnasia y Esgrima aus Jujuy.

 

Der Saisonstart war in der Fußballwelt mit viel Spannung erwartet worden, schließlich gab es mal wieder einiges an Neuigkeiten. So heißt die ehemalige Primera B Nacional ab jetzt nur noch Primera Nacional.

 

Ein sprachliches Upgrade also, kann doch nun niemand mehr ehemaligen oder aktuellen Zweitlisten hämisch vorsingen, "Vos sos de la B..." (Du bist aus der B). Nein, es sind ja jetzt alle „de Primera“, Ausdruck, der bis vor kurzem nur den Erstligisten vorbehalten war - aber die 1. Liga heißt ja mittlerweile sowieso Superliga. Folglich sind nun alle entweder Super oder Primera. Und alle beinhaltet mittlerweile viele Teams. Denn auch wenn die 1. Liga nach ihrem 30 Mannschaften umfassenden Abenteuer Stück für Stück verkleinert wird, wurde dagegen die 2. Liga von zuletzt 25 auf 32 Vereine aufgestockt.

 

In der aktuellen 1. Liga spielen in der Saison 19/20 24 Teams. Die beiden Oberhäuser des argentinischen Fußballs beherbergen also zusammen 56 Vereine. Vor fünf Jahren waren es zusammen noch 44; 20 in Liga 1, 22 in Liga 2. Oder anders ausgedrückt: eine ganze halbe Liga mehr als zuvor tummelt sich in den beiden obersten Ligen. Darunter wird weiterhin zweigleisig gefahren.

 

Von der Ausweitung profitierten vor allem die Vereine, die direkt dem argentinischen Fußballverband AFA angeschlossen sind, was eben vor allem Vereine aus dem Großraum Buenos Aires sind. So stiegen aus der 3. Liga „B Metro“ gleich fünf Teams auf, während aus der landesweiten 3. Liga, dem Torneo Federal A, dagegen nur zwei nach oben durften.

 

Ziel dieser Erweiterung war es ursprünglich auch gewesen, die 2. Liga aufzuteilen in eine Metro-Liga und eine Liga des Landesinneren, dem Interior. So wie wie bis in die achtziger Jahre in der 1. Liga praktiziert wurde und heute in der 3. Ebene gemacht wird.

 

So sollten Reisestrapazen und -kosten gespart und durch eine gesteigerte Regionalität die Attraktivität erhöht werden. Dies vor allem aus Wunsch der Klubs aus Buenos Aires. Deswegen wurde mitten in der laufenden Saison das Reglement geändert und die Zahl der Aufsteiger aus der B Metro erhöht.

Doch letztlich setzte sich dies Idee nicht, die Aufsteiger waren aber dennoch und so wurde die Liga letztlich aufgeteilt in zwei Gruppen, innerhalb derer alle mit Hin- und Rückspiel gegeneinander antreten. Die beiden jeweils Gruppenletzten steigen direkt ab und die Gruppensieger spielen in einem Finale den ersten Aufsteiger aus. Der Verlierer gesellt sich dann zu den in den Gruppen auf rang 2 bis 4 platzierten Teams und spielt in einer Aufstiegsrunde um den zweiten Aufstiegsplatz.

 

Das heißt, dass einige Vereine wohl nie im Laufe der Saison gegeneinander spielen werden. Die Gruppenzugehörigkeit wurde ausgelost. Das ergab, dass etwa beide Vertrete aus Mendoza diese Saison auf ihr Clásico verzichten müssen, genauso wie die Vertreter aus Cordoba voraussichtlich nicht im kleinen Stadtderby aufeinandertreffen werden. Statt wenigsten einmal Reisestress sparen müssen sie also alle zwei Wochen reisen, obwohl jemand aus der eigenen Stadt in derselben Liga spielt.

 

Von den 32 Vereinen kommt genau die Hälfte aus der Hauptstadt (7) bzw. dem Großraum Buenos Aires (9). Dazu scheitert etwa Villa Dalmine aus Campana nur knapp an der Zugehörigkeit zum Großraumgebiet, kann aber dennoch theoretisch mit einem normalen Stadtbus anreisen. Auch die weiteren vier Vertreter aus der Provinz Buenos Aires haben meist verhältnismäßig kurze Anreisewege.

 

Es wäre eigentlich naheliegender gewesen, die Liga den Namen "Metro Nacional" zugeben, denn hat sie doch mehr Metro als National, was sich aufgrund der erwähnten Aufstiegsregelung in der Vorsaison eben nicht zufällig ergab.

 

Wie dem auch sei. Zum Spiel.

 

Für den Verein Riestra war es nicht die erste Erfahrung in der 2. Liga. Dort hatte man bei der letzten Teilnahme in der Saison 2017/18 allerdings von vorneherein kaum eine Chancen auf den Klassenerhalt gehabt. Dem Verein waren wegen undurchsichtigen Ausschreitungen beim Aufstiegsspiel eine drakonische Strafe von ursprünglich 20 Punkten Abzug auferlegt worden, die später auf 10 Punkte reduziert wurde. Dennoch hätte es zum Ende fast für den Klassenerhalt gereicht.

 

Nun also ein neuer Anlauf und den wollten sich trotz der in Buenos Aires eingebrochenen Kältewelle die treuen Anhänger natürlich nicht entgehen lassen. So war die kleine Haupttribüne (Platea) fast voll besetzt und auch der Stehbereich hinter dem Tor (Popular), wo sich die aktive Fanszene (Barra) einfand, war gut gefüllt. Die Jungs dort erfüllten ihren „Job“, machten unentwegt Betrieb und feuerten ihr Team mit abwechslungsreichen Gesängen und Getrommel an, ohne natürlich allein aufgrund der Anzahl für ein Tollhaus sorgen zu können. Mitunter stimmten kurz auch Teile der Platea-Besucher mit ein. Insgesamt etwa 800 Zuschauer waren gekommen. Gästefans bleiben dagegen weiter ein schwieriges Thema in Argentinien.

 

Das Spiel begann mit einer Abtastphase, wie zum Saisonauftakt kaum anders zu erwarten gewesen war. Doch auch wenn die Gastgeber zunächst ein leichtes Übergewicht hatten, sollte nach der ersten gelungen Offensivaktion bei den Gästen die anfängliche Zögerlichkeit abfallen und sie zunehmend das Heft in die Hand nehmen. Dabei zeigten sie teils ansehnlichen Kombinationsfußball, was auch mit dem Führungstreffer belohnt wurde (30. Min.). Die 1:0-Pausenführung für die Gäste war durchaus verdient.

 

Im zweiten Durchgang entwickelte sich aber ein anderer Spielverlauf. Zwar hatte Jujuy weiterhin die besseren Kombinationen, Riestra trat aber nun mutiger und vor allem entschlossener als zuvor auf. Der Lohn war der Ausgleichstreffer (65.). Mit einem Unentschieden hätte das Spiel wohl auch ein durchaus gerechtes Resultat gefunden, doch ein etwas umstrittener Handelfmeter, der souverän verwandelt wurde, sorgte für die Führung der Gastgeber (75.).

Riestra wusste in der Folge seinen Strafraum geschickt zu verteidigen und mit Kontern für Gefahr zu sorgen. Die Gäste rannten unversehens an, blieben aber glück- und teils auch ideenlos.

 

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Deportivo Riestra 2:1 Gimnasia y Esgrima de Jujuy, Estadio Guillermo Laza, Barrio de Villa Soldati, Buenos Aires, 18.08.2019, 15:45, 1. Spltg, Primera Nacional 19/20

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