Irischer Jubel: Das Finale von Areco

17.10.2012 - Vor Ort in den lokalen Ligen

Nach langem Warten kam es am Sonntag endlich zum entscheidenden Finalspiel in der Liga von San Antonio de Areco - jubeln taten dabei letztlich die Iren.

von Christian Piarowski

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Die idyllische Kleinstadt San Antonio de Areco liegt gerade einmal 2 Busstunden nordwestlich von CABAs Busterminal Retiro entfernt. Wer aus den nördlichen Vororten mit dem eigenem PKW über die Ruta 8 anreist, ist sogar noch viel schneller da. Die etwa 17.000 Bewohner Arecos legen Wert darauf, dass ihre alten Häuser erhalten bleiben und die Stadt nicht durch wilde Bauprojekte verschandelt wird. Areco dürfte eine der wenigen Provinzstädte mit über 15.000 Einwohnern sein, in der sich kein einziger Appartementturm erhebt, stattdessen kann man in den schmalen, von flachen Häusern gesäumten Straßen noch das Flair alter Zeiten erahnen – oder phantasieren. Dazu lädt die ausgedehnte Uferpromenade am Fluss Areco zu entspannten Grill- und Mate-Stunden ein. Kein Wunder also, dass "Areco" ein beliebtes Ausflugsziel für die gestressten Großstädter und ausländische Touristen ist – auf kaum einer Foto-Messe dürfte es mehr neue Kameras zu bestaunen geben.


Einen Monat warten auf den Champion

Wie jede Pampa-Stadt, die etwas auf sich hält, hat auch Areco gleich mehrere Vereine und organisiert eine eigene Liga (Liga Deportiva de San Antonio de Areco), in der auch einige Vereine aus Capitan Sarmiento und San Andres de Giles teilnehmen. Es gibt Apertura und Clausura, deren Champions jeweils in einer Finalerunde ermittelt werden. Für das Apertura-Finale 2012 hatten sich San Patricio und River Plate qualifiziert, die beide aus San Antonio de Areco kommen und jeweils eine relativ große Anhängerschaft haben. Das Finale begann am 16. September, da wurde das Hinspiel ausgetragen, welches San Patricio mit 2:0 gewann. Eine Woche später siegte River mit dem gleichen Ergebnis, weshalb eine dritte, entscheidende Partie nötig wurde. Auf die mussten die Fans aber mehrere Wochen warten, zunächst war für das darauf folgende Wochenende wegen anderer Veranstaltungen nicht genügend Polizei zu haben, dann machte der Regen einen Strich durch die Rechnung, so dass das dritte Spiel erst am 14. ausgetragen werden konnte.


Dafür wartete jener Sonntag aber mit prächtigem Frühlingswetter auf, wie es dieses Jahr viel zu selten vorkommt. Das alte Estadio Enrique Fitte am Südwestrand der Stadt soll eine der ältesten, wenn nicht sogar die älteste noch benutzte Beton-Tribüne Argentiniens haben. Seitlich neben der 30 Meter breiten historischen Haupttribüne stehen noch zwei Tribünen aus Holzplanken, der Rest des Stadions ist von einer hohen Mauer umgeben. Insgesamt sind 1.000 Zuschauer zugelassen – und so viele sollten auch kommen. Auf jeder Seite etwa 500 Personen, bei River exakt 490 laut Kartenabreißer. Die Fangruppen wurden strikt getrennt, jede hatte ihren eigenen Eingang und die Haupttribüne war mittig durch einen Zaun unterteilt – jeder Klub konnte also seine eigenen Einnahmen genau bestimmen, das beugt Streitigkeiten vor.


Die Fans von River hatten einen kleinen Banderazo, einen Fahnenumzug vom Vereinsheim an der Plaza Belgrano bis zum Stadion hingelegt und präsentierten zum Intro viel Papier, Luftballons und eine Blockfahne. Gleiches taten die Fans von San Patricio, bei denen es in der Barra bestenfalls einen Volljährigen gab. Der passende Rahmen also für das große Finale, das mit viel Leidenschaft auf dem Rasen und auf den Tribünen ausgetragen wurde. Die River-Fans zeigten sich gesangsfreudiger und hitziger – feiern taten aber am Ende ihre Rivalen. In einer engen Partie ließ sich kein Sieger nach 90 Minuten ermitteln, das 1:1 Unentschieden war auch dem Spielverlauf gerecht. Beim 11-Meterschießen erwiesen sich alle Spieler als sichere Schützen, nur der sechste Spieler Rivers hatte das Pech, dass sein Ball von der Unterlatte auf die Linie und von dort ins Feld zurücksprang.

Saint Patrick's Day vorverlegt

Es jubelten also die "Iren", die sich sogleich Hüte mit Kleeblättern überstülpten. San Patricio heißt auf Spanisch nichts anderes als Saint Patrick, bzw. Heiliger Patrick, der der populärste Schutzpatron Irlands ist. Der Klub San Patricio wurde von irischen Einwanderern gegründet, die in San Antonio de Areco seit dem frühen 19. Jahrhundert eine große Gemeinde aufweisen. 1969 wohnten 37 Prozent der registrierten Iren der Provinz von Buenos Aires in Areco. Dementsprechend wurde auch gefeiert wie am Saint Patrick's Day.

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San Patricio -1:1, 6:5 i.E.- River Plate (SdA), Estadio Enrique Fitte, San Antonio de Areco (Provincia de Buenos Aires), 14.10.2012, Sonntag, 15:00 - Apertura-Finale Liga Deportiva de San Antonio de Areco