1. Liga für alle

02.05.2014 - AFA-Reform des Ligamodus

Der argentinische Fußballverband AFA hat für 2015 einen neuen Ligamodus angekündigt.

von Christian Piarowski

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Mehrfach hatte er es versucht in den letzten Jahren, nun hat er es geschafft: "Don" Julio Grondona bekommt seine 30er-Liga. Ja, richtig. Ab 2015 werden 30 Vereine statt der derzeit 20 in der 1. Liga Argentiniens spielen. Weitere Details sollen am Dienstag der nächsten Woche geklärt werden. So könnte etwa die Teilnehmerzahl ab 2016 nochmals steigen. Dies soll, so der offizielle Hauptgrund Grondonas, die Liga "föderalisieren", sprich mehr Provinzen hätten Teams in der 1. Liga, in der zurzeit lediglich 4 von 23 Provinzen vertreten sind. Dazu findet eine Saison ab 2015 innerhalb eines Kalenderjahres statt, nämlich von Februar bis Dezember. Es wird aber nicht etwa 58 Spieltage geben, sondern lediglich 30.

 

Der geplante Ligamodus der Primera A

Die 30 Spieltage kommen folgendermaßen zustande: Alle Teams spielen jeweils einmal gegeneinander, was 29 ergibt. Dazu gibt es einen "Clásico-Spieltag", bei dem die klassischen Rivalen, wie etwa Boca vs River oder Newell's vs Central, antreten mit einem im Vergleich zur normalen Runde umgekehrten Heimrecht. Wer keinen "Clásico"-Gegner in der 1. Liga hat, bekommt einen unter geographischen Aspekten zugeteilt. Am Saisonende wird der Tabellenführer zum Meister gekrönt, die beiden Vereine, die den schlechtesten Punktedurchschnitt haben, steigen ab. Die Anzahl der Absteiger reduziert sich also von 3 auf 2.

 

Die Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe ist wie folgt geregelt:

Copa Libertadores 2016 (5 Starter): Meister, Gewinner der Copa Argentina, das beste argentinische Team in der Copa Sudamericana 2015 und die zwei besten Vereine der Liguilla Prelibertadores, einer Mini-Liga, wie sie es in Chile gibt. Details wie Teilnehmer und Modus dieser Liguilla wurden noch nicht bekannt gegeben.

Copa Sudamericana 2016 (6 Starter): Gewinner der Supercopa Argentina, die 5 besten Teams der Liguilla Pre-Sudamericana. Auch hier gibt es noch keine weiteren Details zu Supercopa und Liguilla.

 

Reformen der übrigen Spielklassen

Die Reform der 1. Liga hat natürlich auch Auswirkung auf den Spielbetrieb der unteren Ligen.

Die Nacional B (2. Liga) wird umbenannt in Torneo Nacional. Sie wird 2015 20 Teilnehmer haben und 2016 auf 22 Vereine erweitert. In der Saison 2015 gibt es daher zwei Absteiger, die anhand des Punkteschnitts aus den letzten drei Jähren ermittelt werden. Ab 2016 gibt es dann vier Absteiger.

Die Primera B und das Torneo Argentino A (beide 3. Liga) werden umbenannt in Torneo Metropolitano bzw. Torneo Regional. Das Metropolitano soll 20 Teams haben, das Torneo Regional 30. Aus beiden Ligen steigen jeweils 2 Vereine in das Torneo Nacional auf.

Die Namen der weiteren Ligen ändern sich dementsprechend. Aus der Primera C wird das Torneo Metropolitano B und aus der D das Metro C. Das Torneo Argentino B heißt ab 2015 Torneo Regional B und das Argentino C oder TDI wird zum Torneo Interligas. Details zu diesen Ligen stehen noch aus.

 

Übergangssaison 2014

Im zweiten Halbjahr 2014 werden in allen Ligen so genannte Übergangssaisons gespielt.

In der 1. Liga ändert sich dabei wenig, es wird nach dem bislang üblichen System einer Halbsaison gespielt. Also alle 20 Teams treffen jeweils einmal aufeinander. Die ersten fünf qualifizieren sich für die Copa Libertadores 2015 und die Teams auf den Plätzen sechs bis 10 für die Copa Sudamericana 2015. Absteiger wird es keine geben.

 

In der 2. Liga werden die 22 Vereine in zwei Gruppen mit je 11 Mannschaften aufgeteilt. Die Aufteilung erfolgt nach den Platzierungen in der aktuellen Saison. Die Teams spielen gegen ihre Gruppengegner mit Hin- und Rückrunde. Die ersten fünf jeder Gruppe steigen auf, wodurch sich 10 Aufsteiger ergeben. Absteiger gibt es nicht.

 

In den 3. Ligen (Primer B und Argentino A) werden jeweils vier Aufsteiger ausgespielt.

 

Wieso das Ganze?

Grondona wird 2015 nicht zur Wiederwahl antreten und nach dann 36 Jahren das Amt des AFA-Präsidenten abgeben. In den letzten drei Wiederwahlen hatte er den großen Vereinen im Interior (Hinterland) bereits eine Föderalisierung versprochen. Das Projekt der Ligaausweitung ist keinesfalls neu, bislang war Grondona aber gescheitert. Dieses Mal gab es überraschenderweise keine einzige Gegenstimme, nur Gegrummel im Hintergrund. Selbst im günstigsten Fall käme die 1. Liga auf maximal 11 von 23 teilnehmenden Provinzen. Es wird vorrangig um Geld gehen und um Politik. Die Regierung schüttet mit dem durch Staatsgelder finanziertem Futbol para Todos, das die Rechte an Live-Übertragungen für die ersten beiden Ligen hält, Geld in die chronisch klammen Vereinskassen. Doch da dies zuletzt auf Kritik stieß und die Regierung ohnehin scharfen Gegenwind verspürt, hat sie angekündigt, den Beitrag nicht erhöhen zu wollen.

 

Geld & Politik

Bei Spielübertragungen wird man während des Spiels, davor, dazwischen und danach mit "Werbung" für die aktuelle Regierung überschüttet. Wenn mehr Teams aus dem ganzen Land in den ersten beiden Ligen spielen würden, würde man auch mehr Wähler erreichen. Daher war die Regierung schon immer für mehr Provinzen im Oberhaus des Fußballs. Wie es heißt, hofft Grondona mit der Reform, die Regierung doch noch dazu bewegen zu können, die Geldhähne etwas weiter aufzudrehen. Anders ließe sich die stillschweigende Zustimmung der Vereine kaum erklären, auch wenn die zukünftig höhere Planungssicherheit (es steigen ja nur noch 2 von 30 ab) ebenfalls reizvoll gewirkt haben mag. Doch bleibt abzuwarten, was passiert, wenn jemand absteigt, der in der Saison ausschließ auswärts gegen die direkte Konkurrenz spielen musste. Und wer möchte irgendwann nach Grondona eine Reform durchführen, die eine Verkleinerung der Liga vorsieht? Diese und andere Details werden in den nächsten Wochen und Monaten sicher noch für viel Zündstoff sorgen.