Finale im Süden: Olimpia Jrs. - Victoria

23.04.2017 - Vor Ort im Torneo Federal C

Fotos und Bericht vom Finalhinspiel Olimpia Jrs. - Victoria im Estadio Municipal Juan D. Perón von Caleta Olivia

von Christian Piarowski

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Olimpia Juniors aus Caleta Olivia war Gastgeber gegen Victoria aus Rio Grande im Hinspiel des Finales in der südlichsten Zone des Federal C, der Región Patagónica, Subzona Sur, der gleichzieitg südlichsten Fußballregion des Landes überhaupt. Victoria hatte Heimrecht im Rückspiel, da es die reguläre Saisonphase mit mehr Punkten abgeschlossen hatte. Insgesamt sollte es 14 Aufsteiger ins Torneo Federal B geben, zwei davon aus Patagonien, nämlich die Meister der Nord- und Südzone.

 

Bereits vor dem Spiel stand fest, dass beide Vereine Historisches für ihre jeweiligen Städte erreichen würden, wenn sie denn gewinnen sollten. Denn zwar hatten in der Vergangenheit sowohl Caleta Olivia mit Estrella Norte als auch Rio Grande mit Camioneros bereits Teams im Federal B gestellt, doch hatten diese dies nur über eine Einladung und nicht per sportlicher Qualifikation erreicht. Vor dem Spiel machte aber auch das Gerücht die Runde, dass auch dieses Mal beide Vereine bereits qualifiziert seien, da ein Verein aus Comodoro Rivadavia seinen Startplatz abgeben und durch den Vizemeister ersetzt werden würde. Doch sollte man auf Gerüchte dieser Art wenig geben.

 

Emotionaler Start

Und so zeigte sich das Estadio Municipal schon früh mit Fahnen geschmückt, lange bevor das Spiel begann und die Besucher die krasse Polizeikontrolle mit an die Wand gestelltem Abtasten über sich ergehen ließen. Der Grund für jene auf dieser Ligaebene ungewöhnlichen Kontrolle war wohl, dass Barra und Normalos alle denselben Zugang hatten und sich den Haupttribünenbereich teilten. Ein Teil der barra Olimpias, darunter die Trommler, wurde gar von motorisierten Polizisten zum Stadion begleitet. Das wirkte alles so, als seien die Fans dieses Vereiens schwer im Verruf, dabei ging es recht familiär auf der Tribüne zu. Einige Mitglieder der Barra begrüßten die Spieler mit Umarmungen. Und beim Aufwärmen wird die Ankunft der Trommler von Letzteren gar singend gefeiert – ja, von den Spielern, die eben selbst auch Fans waren.

 

Wirkliche Gästefans dagegen waren an diesem fast windstillen, relativ warmen Sonntagnachmittag keine auszumachen. Lediglich einige Familienangehörige sammelten sich auf der flachen Gegengrade, wo sich auch einige wenige Einheimische eingeschmuggelt hatten. Die Gästespieler waren getrennt, überwiegend mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist. Einige Spieler des Vereins hatten aber aufgrund ihrer Arbeitsverhältnisse gar nicht erst antreten können.

 

Zum Intro gab es viel Rauch, ein paar Böller und etwas Papier, was sich zur zweiten Halbzeit wiederholen sollte. Die Barra legte sofort flott los und ratterte die ersten 15 Minuten ihr Repertoire hoch emotionalisiert herunter, um dann erstmal etwas Luft zu holen und mit entspannterem, gleichmäßigeren Support fortzusetzen. Der Hauptgesang richtete sich dabei gegen den Lokalrivalen Estrella Norte, jener Verein in Caleta, der die meisten Fans haben soll und bis dahin die sportliche Nummer 1 war. Fans von Estrella wurden als Chilotes bezeichnet, die bei jeder Gelegenheit davonrennen würden. Eine klare Anspielung auf die chilenischen Einwanderer und Saisonarbeiter aus Chiloe. Migration aus Chile, speziell aus Chiloe sowohl dauerhaft als auch saisonal ist ein wichtiger Teil der Geschichte der Provinz Santa Cruz.

 

Auf dem Feld erspielte sich Olimpia im ersten Durchgang ein leichtes Übergewicht. Allerdings kamen beide Teams zu Chancen und trafen jeweils einmal das Metall, bevor die Gastgeber kurz vor dem Halbzeitpfiff zur bis dahin verdienten Führung einnetzten. Im zweiten Durchgang hatte Olimpia das Spiel fest im Griff, vergab allerdings etliche Chancen teils kläglich. Mitten aus dem Nichts erfolgte auch prompt nach einem planlos nach vorne gedroschenem Ball der Ausgleich. Danach kam es zu einem Bruch im Spiel, das nur noch wenige Höhepunkte bieten sollte.

 

Wer kommt mit nach Feuerland?

Auch auf der Tribüne sorgte der plötzliche Ausgleich ebenfalls für einen Bruch bei dem bis dahin sehr gutem Support. Das Unentschieden ließ den Heimfans einen bitteren Geschmack zurück, war es doch ein denkbar ungünstiges Resultat für den erwartungsgemäß schweren Kick im Rückspiel auf Feuerland, nach langer Anreise und bei vorraussichtlich strapaziösen klimatischen Verhältnissen.

 

Etliche Tribünenbesucher nahmen es aber auch recht gelassen, waren wohl ohnehin eher "vereinslos", das heisst als Daumendrücker für die Stadt gekommen. In Caleta, das vom Hafen und von Öl lebt, sind erst in den letzten Jahren viele Einwohner zugezogen, andere gegangen, sodass viele auf der Suche nach Identität oder einfach froh über jegliche Ablenkung in Stadion gekommen sind.

 

Folglich machten sich die meisen Zuschauer nach Abpfiff auch recht schnell aus dem Staub. Einzig die Barra versuchte noch, ihren Spieler Mut für das Rückspiel einzuimpfen. Es würde spannend sein, zu sehen, wie viele von ihnen wohl die 1000 Kilometer zum Rückspiel auf Feuerland antreten würden, bei der man zu allem Überfluss auch noch zweimal die Grenze passieren musste.

 

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Olimpia Jrs. 1:1 Victoria (RG), Estadio Municipal Juan D. Perón, Caleta Olivia (Prov. de Santa Cruz), Sonntag, 23.04.2017, 15:00, TF-C 2017, Hinspiel Finale, Región Patagónica, Subzona Sur

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