Daheim beim Auswärtsspiel - Ferro vs. Central

02.05.2012 - Vor Ort in der Nacional B (2.Liga)

Seitdem die Nacional B River Plate als neues Mitglied begrüßen durfte, sind auch wieder Gästefans erlaubt. Für manche wird da schonmal ein geplantes Heimspiel zum Auswärtskick. Dies galt am Montag für Ferro.

von Christian Piarowski

Ferro-Fans im Estadio Diego A. Maradona gegen Central

Seitdem die Nacional B River Plate als neues Mitglied begrüßen durfte, sind dort auch wieder Gästefans erlaubt. Für manche wird da schonmal ein geplantes Heimspiel zum Auswärtskick. Dies galt am Montag für Ferro Carril Oeste, das Rosario Central zu Gast hatte. Offiziell. Denn eigentlich waren beide Teams Gäste im Estadio Diego. A. Maradona, der Heimspielstätte der Argentinos Juniors.

 

Warum? Tja, Ferro verfügt natürlich über ein eigenes Stadion. Doch ist das Ricardo Etcheverri in Caballito leider nicht für Spiele mit Gästefans zugelassen. Dabei hatten anfangs der Saison die Fans noch eigenhändig den Gästebereich verschönert. Doch dessen Holzplanken durften in dieser Saison nur die Abteilung "Begleiter" der Gästeteams begrüßen. Manche behaupten, es läge daran, dass dem Señor Oberbürgermeister nicht gefallen hätte, mit anschauen zu müssen, wie sich in jüngster Vergangenheit des öfteren tausende Anhänger der aktuellen Regierung um Staatspräsidentin Cristina Fernandez Kirchner, seiner direkten Gegenspielerin, im Ferro-Stadion versammelten. Wie dem auch sei, lediglich gegen River verlegte Ferro sein Heimspiel ins Stadion von San Lorenzo, die anderen Spiele trug der Verein daheim in Caballito aus, halt ohne Gästefans. Nun, da es in der fast abgelaufenen Saison weder akut gegen den Abstieg noch ernsthaft um den Aufstieg geht, verlegte man die Partie gegen Central ins Stadion der Argentinos Juniors, damit die euphorisierten und stets zu tausenden in Buenos Aires einfallenden Canallas etwas Geld in die klammen Kassen spülen sollten.

 

Doch auch wenn die Ausweichspielstätte nicht weit von der heimischen Cancha in Caballito entfernt liegt, gestaltete sich für viele Fans des Verdolagas der Ausflug ins Maradona als ungewohnter Auswärtstrip, mit allem was dazu gehört. Einige waren noch nie in dieser Ecke der Stadt gewesen und schlichen, fast schüchtern nach dem Weg fragend, durch die fremden Straßen, andere verkalkulierten sich bei der benötigten Anreisezeit und wieder andere wussten im Stadion nicht recht wohin. Hinzu kam, dass der Stehplatzsektor für die Heimfans im Maradona aus zwei baulich getrennten Bereichen besteht. Als die kleine Hintertortribüne rappelvoll war, wurden alle übrigen in den Bereich längs des Feldes geschickt, wodurch viele, die ihren Treffpunkt in der Popular hatten, sich erst nach dem Spiel sehen sollten. Außerdem war vielen Fans nicht klar, dass der gesamte Block auf der ganzen Länge des Feldes zur Verfügung stand und es kam zum Gedrängel im Eingangsbereich. Kurz: man fühlte sich sichtlich fremd, was dadurch verstärkt wurde, dass gegenüber eine breite Front Blau-Gelber stand, die irgendwie sogar deutlich in der Überzahl zu sein schienen. Schlimmer noch. Als die Mannschaften aufliefen, war der Auswärtsmob auch noch deutlich lauter. Doch nicht für lange Zeit.

 

Los Guerreros blamieren sich

Während sich beide Teams in der ersten Halbzeit einen offenen Schlagabtausch lieferten und das Spiel hin und her wogte, konnte Ferro auf den Rängen die ersten 20 Minuten deutlich für sich entscheiden. Dann kam die Central-Barra einmarschiert, die Trommler setzten an, und nun mussten die Grün-Weißen schon mächtig Dampf machen, um noch gegenhalten zu können. Es ergab sich eine sehr schöne Atmosphäre, wie man sie sonst bei Ferro-Spielen aufgrund des Gästefanverbots kaum hat.

"Los Guerreros", die Barra Centrals, sorgte allerdings für Gelächter, als sie ihren bekannten tribünenfüllenden Lappen falsch herum präsentierte. Richtig peinlich wurde es, als sie das Ding schnell wieder einrollten und zwei Neuversuche immer mit dem gleichen Ergebnis starteten. Erst dann, und nach mittlerweile verstrichenen 30 Minuten, kamen sie drauf, woran es liegen könnte. Damit auch jeder sehen konnte, wie das Ding aussieht, wenn man es richtig macht, präsentierten sie den Lappen in der Halbzeitpause. Auf den Rängen klatschte man amüsiert sachte Beifall, so wie man einem kleinen wackeren aber hoffnungslos dummen Jungen Mut zuspricht.

 

In der zweiten Halbzeit überlässt Central im Stile einer Spitzenmannschaft Ferro das Spiel, um dann eiskalt zuzuschlagen. Das gilt sowohl für das Geschehen auf dem Rasen als auch auf den Rängen. Das 1:0 für die Gäste war deren erster wirklicher Vorstoß im zweiten Durchgang. In der letzten Minute machten sie dann noch lässig gegen die verzweifelt anrennenden Hausherren das entscheidende 2:0 und ließen sich feiern. Die an diesem freien Montag zahlreich angereisten Gästefans brüllten nach den Toren minutenlang das kleine Estadio regelrecht zusammen, ließen es aber zwischendurch auch gemächlich angeehen und konzentrierten sich ganz auf's Mitfiebern.

 

Central konnte mit diesem Sieg den Druck auf River erhöhen. Zumindest der Relegationsplatz sollte den Canallas, derzeit auf Platz 3, nicht mehr zu nehmen sein. Bei Ferro sollte nun selbst dem glühensten Optimisten klar sein, dass mehr als ein guter Mittelfeldplatz nicht drin ist.