Event-duell: Boca Juniors - Rosario Central

02.05.2019 - Supercopa

In Mendoza stieg das Duell zwischen Boca Juniors und Rosario Central. Fotos + Bericht

von Christian Piarowski

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Die Supercopa Argentina 2018 wurde im Mai 2019 im Estadio Malvinas Argentinas von Mendoza ausgetragen, wobei die Boca Juniors als Meister der Saison 17/18 und Rosario Central als Pokalsieger 17/18 aufeinander trafen. Früher war nicht möglich gewesen, denn das Pokalfinale stieg ja erst im Dezember 2018. Dann war Sommerpause und schließlich neben Liga, Pokal und internationalen Auftritten beider Vereine kein Platz mehr im Kalender. So ist das nun mal, wenn die Liga- und Pokalwettbewerbe aufgebläht und weitere sogar noch durch neue Copas ergänzt werden. Der sportliche Wert einer Supercopa ist den meisten Fans ja eigentlich ziemlich egal, aber ein Finale ist nun mal ein Finale und ein Titel, egal welcher, macht sich gut in der Statistik. Ein Stück Schwanz mehr.

 

Immerhin durften beide Klubs mit ihren Fans im Stadion antreten, gibt es ja nicht mehr so oft in Argentiniens höchsten Spielklassen. Das war beim letzten Mal auch ganz toll, als sich zufälligerweise ein Superclásico ergeben hatte und River und Boca die Hütte schön voll machten.

 

Diesmal sah das Ganze etwas anders aus. Die wirtschaftliche Situation hatte sich für viele Argentinier noch einmal verschlechtert. Bei knapper Kasse mal eben unter der Woche nach Mendoza und wieder zurück, bedeutete da einen Kraftakt, den viele sich nicht alle leisten konnten oder wollten. Die 14 Euro für die Steher oder 30 Euro für die überdachte Tribüne, beziehungsweise dort gar 50 Euro für zentrale Sitze, mochten da, gemessen an den üblichen Ticketpreisen, noch gar nicht mal so abschreckend gewesen sein. Allerdings mussten ja zudem wenigstens zwei freie Tage genommen werden, denn Mittwoch war zwar Feiertag gewesen, aber Donnerstag und Freitag eben nicht. Dazu eine Anreise von 900 bzw. 1000 Kilometer - nur für die Hinfahrt!...

 

Zwar gibt es von Buenos Aires aus mittlerweile eine ganze Reihe Billiganbieter, die den Flug bei rechtzeitiger Buchung erschwinglicher machen als die 18-stündige (eine Strecke) Busfahrt. Aber von Rosario aus ist die Situation eben nicht ganz so. Kurz: es kamen einige Faktoren zusammen, wodurch es letztlich keine Überraschung war, dass der für seine zahlreichen und lautstarken Fans bekannte Verein aus Rosario gerademal etwas mehr als die Hälfte der zugeteilten Tickets im Vorverkauf absetzen konnte.

 

Bei Boca war das erwartungsgemäß etwas anders. Mit Fans im ganzen Land waren die Anreisestrapazen für nicht wenige Stadionbesucher gar nicht so ausgeprägt gewesen. Und natürlich hat der famose Arbeiterklub auch eine ganze Reihe zahlungskräftiger Mitglieder, die auch mal eben so kurzfristig mit den Kids rüberfliegen, was tut mich nicht alles für so ein Event.

 

Dementsprechend gestaltete sich das Publikum auf den Rängen. Die Handyakkus waren aufgeladen, man eilte früh ins WM-Stadion von 78, denn die Sitze waren ja nicht nummeriert, und es war eine mega-prächtige Show versprochen worden. Die gab es dann auch. Minutenlang zuckten bunte Scheinwerfer und Laser durch die Nacht, projizierten Bilder auf den Rasen zu euphorischer Musik.

Das Intro der Central-Fans mit ihren Fackeln, Blockfahne und Rumgejohle wirkte da doch irgendwie deplatziert, ja, fast störend. Einfach oldschool halt. Bei Boca dagegen gesittet ud verhältnismäßig nur wenig und sporadisch was zu hören, und wenn, dann auch nur altbekannte Klassiker.

 

Dann wurde auch gekickt. Der Pokalsieger hatte längst ein neues Team und war weit von der Form der Titelsaison entfernt, während der finanzkräftige Meister der Vorsaison (ein Monat zuvor war die Ligasaison 18/19 zu Ende gegangen) einige klangvolle Namen im Kader hatte, wie Altstar Tevez und Jungstar Pavón. Das zeigte sich deutlich auf dem Platz, eigentlich gab es nur ein Team, das Offensive bot und das war Boca. Nur trafen Tevez und Co. das Tor nicht; ein Problem, das es auch schon in der enttäuschenden abgelaufenen Meisterschaft gegeben hatte.

 

Irgendwann im Laufe der ersten Halbzeit traf dann auch die berühmte Barra Bocas, La 12, ein und machte ebenfalls oldschool-mäßig mit Rauch und Musik auf sich aufmerksam. Von nun an war die Stimmungshoheit auf Seiten Bocas. Doch die Canallas ließen sich keinesfalls lumpen und hielten dagegen, sodass sich phasenweise ganz gute Duelle ergaben. Wohl gemerkt: Phasenweise; und nur selten bis nie ging das auf die anderen Stadionbereiche über.

 

Die Supercopa war für Boca so etwas wie ein Trostpflaster, wenigstens ein Titel sollte her. Doch dafür mussten nach der Null-Nummer in den 90 Minuten das Elfmeterschießen her. Da gewann dann auch das an diesem Tag bessere Team und durfte eine weitere Trophäe abfeiern. Als diese überreicht wurde, gab es nochmal ein offizielles Feuerwerk und Lametta. Beim Siegerfoto wurde keinen Hehl daraus gemacht, dass es bei dieser Veranstaltung auch um Kohle ging und der Scheck gleich mit abgelichtet. Bei der Ehrenrunde durften dann die Boca-Fans auch nochmal ein bisschen umher leuchten.

Die kommen schon noch dahinter, wer mittlerweile für das Event verantwortlich ist.

 

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Boca Juniors 0:0, 6:5 i.E. Rosario Central, Estadio Malvinas Argentinas, Mendoza (Prov. de Mendoza), Donnerstag, 02.05.2019, 21:10, Supercopa Argentina 2018

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