Clásico zum Frühstück: Racing - Independiente

20.05.2007 - Clásico de Avellaneda

Aus Sicherheitsgründen begann das Clásico de Avellaneda bereits um 11:00 Uhr - Fotos und Bericht.

von Christian Piarowski

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Avellaneda ist eine Stadt im Süden des Großraums Gran Buenos Aires, die vor allem durch seine beiden Fußballvereine bekannt ist. Racing und Independiente zählen zu den populärsten und traditionsreichsten Klubs in Argentinien. Die Rivalität zwischen beiden ist legendär, das Derby wird seit über 100 Jahren ausgetragen. Die Stadien und Vereinsgelände beider Vereine grenzen direkt aneinander an; es trennt sie nur eine schmale Häuserzeile.


Das Stadion von Independiente war das erste in Südamerika, das vollständig aus Beton erbaut wurde. Die traditionsreiche Spielstätte wird gerade umgebaut. Die Tribüne ist bereits abgerissen und Sitze kann man im Internet kaufen. Independiente ist also momentan ohne Stadion und trägt seine Heimspiele im Estadio Presidente Perón aus, das Stadion Racings, der Erzrivalen. Beide Teams hatten also irgendwie ein Heimspiel.


Das Estadio Presidente Perón wird aufgrund seiner Architektur meist nur "El Cilindro de Avellaneda" genannt. Die Tribünen bilden einen geschloßenen Kreis um das Spielfeld. Es war das erste Stadion in Argentinien, dessen Sitzplätze komplett überdachtwurden. Es bietet momentan Platz für etwa 55.000 Zuschauer. Zum Schlager gegen Independiente kamen etwa 40.000. Den Fans des Rojo waren etwa 11.000 Karten zugeteilt worden, die alle restlos in kurzer Zeit vergriffen waren.


Der Anstoß erfolgte aus Sicherheitsgründen um 11:00Uhr. Um diese Zeit sieht man am Sonntag nur wenige Menschen auf den Straßen von Buenos Aires. In den beiden letzten Aufeinandertreffen hatten die Racing-Fans durch Randale Spielabbrüche provoziert, als ihr Team jeweils 2:0 hinten lag. Es gab ein ernormes Polizeiaufgebot und viele Sicherheitskontrollen; dennoch verlief am Einlass alles zügig und reibungslos. Es kam zudem weder vor, während, noch nach dem Spiel zu Ausschreitungen.


Die Partie begann furios. Racing stürmte nach vorne, als gelte es, ein 4:0 aufzuholen. In den ersten Minuten spielten sie die Roten förmlich an die Wand. Nur folgerichtig fiel früh das 1:0. Mit der Zeit verflachte allerdings das Geschehen; Independiente stand besser, zeigte aber nur selten Bemühungen nach vorne. Eine der wenigen Offensivaktionen brachte den etwas überraschenden Ausgleich. Die zweite Halbzeit war zum Vergessen. Zerfahrene Aktionen, hektische Zweikämpfe und Nervosität auf beiden Seiten. Das Spiel hatte toll begonnen und sollte als Langweiler enden.


Auf den Rängen machte sich die frühe Antoßzeit bemerkbar. Das Intro war sehr emotional mit den üblichen Zutaten und etwas Rauch. Danach jedoch wurde es ruhiger, die Gesänge klappten auf beiden Seiten nicht so recht, die beiden Fanlager wirkten ein wenig verschlafen. Die Tore sollten jeweils Besserung bringen, aber nicht all zu lange. Gesänge wurden zwar immer wieder angestimmt, erstarben aber meist noch bevor ein Großteil sich zum Mitmachen durchrang.

 

Der Halbzeitkaffee brachte Besserung. Je länger das Spiel dauerte, desto besser die Stimmung; die völlig entgegengesetzte Entwicklung zum Spielverlauf also. Natürlich waren die Racing-Fans schon allein wegen der numerischen Überzahl lautstärker als die Roten. Sie sollten aber auch in Sachen Kreativität und Emotionalität das Fanduell gewinnen, während die Independiente-Fans bis zum Schluss nicht ganz die Schläfrigkeit abschütteln konnten.

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Racing Club 1:1 Independiente, Estadio Presidente Perón, Avellaneda (GBA), Sonntag, 20.05.2007, 18:15, 15. Spltg. Clausura 2007

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