Bahn vs LKW: Ferro YCF - Camioneros

23.03.2019 - Torneo Federal Regional Amateur

Im schmucken Estadio Aníbal Rey Méndez trafen Ferro YCF und Camioneros aufeinander

von Christian Piarowski

  • Text
  • Fotos
  • Ähnliches
  • Karte

Die Gruppenphase des neu geschaffenen Torneo Regional Federal Amateur befand sich auf der Zielgrade als Ferrocarril YCF und Camioneros aus Rio Grande aufeinandertrafen. Für die Gastgeber, die ausschließlich mit Jugendspielern in das Turnier gingen, das 2019 wie ein Amalgam aus den aufgelösten Liga Federal B und C funktionierte, war die Qualifikation für die nächste Runde nicht mehr zu erreichen.

Dennoch wollte man sich vor heimischen Publikum anständig verabschieden, denn wer wusste schon, wie lange es dauern könnte, bis der finanziell nicht auf Rosen gebette Traditionsverein wieder in einem Torneo Federal, also einer landesweit ausgespielten Liga antreten könnte. Denn in Zukunft gibt es die Qualifikation nur noch, wenn die Lokalliga oder ein eventuelles Qualifikationsturnier gewonnen werden kann – und da haben aktuell sportlich mit Boxing und Hispano die Konkurrenten aus der Stadt die Nase vorn.

 

Das YCF im Vereinsnamen steht für Yacimientos Carboníferos Fiscales (Staatliche Kohlevorkommen), was Ferro aus Gallegos ausweist als ebenjenen Verein, der Eisenbahner für die Kohletransporte von der Region Rio Turbio an den Anden und der Grenze zu Chile hin zur Atlantikküste, wo die Kohle verklappt wird. Die Historie als Eisenbahnerverein erklärt auch, warum Ferro als einziger Club der Stadt so etwas hat, was man Stadion nennen kann. Denn die sonstigen Canchas sind im Grunde Kunstrasenplätze mit hohen Zäunen drumherum mit teils mehr oder weniger großen Stahlrohrtribünen und ähneln eher Käfigen.

Doch Eisenbahnervereine hatten Geld zu ihren Glanzzeiten, als sie sich noch in britischer Hand befanden. Natürlich liegt das altehrwürdige Estadio Anibal Rey Mendez gleich neben dem Bahngelände und den Hafenanlagen. So lässt sich von der überdachten Haupttribüne auch ein schöner Blick auf den Mündungstrichter des Rio Gallegos werfen.

 

An jenem milden Spätsommertag empfing also der Eisenbahnerverein einen der mittlerweile zahlreichen Camioneros-Vereine, also einen Verein der mächtigen Gesellschaft der Lastwagenfahrer, in diesem Falle dier Filiale aus Rio Grande auf Feuerland. Der sportlich erfolgreichste dieser relativ jungen Vereine kommt aus der Umgebung von Lujan und hat, im Federal A spielend, schon zeitweise am Aufstieg in die 2. Liga geschnuppert. Geführt werden Camioneros, sowohl die Gewerkschaft als auch die Vereine, vom Moyano-Clan, wobei der ehemaligen Gewerkschaftsführer Hugo Moyano aktuell auch Präsident von Independiente aus Avellaneda und sein Sohn Chef von Camioneros Lujan ist. Letztere spielen natürlich im Estadio Hugo Moyano.

 

Doch zum Spiel

Auf der Heimseite sorgte eine kleine Barra aus einem knappen Dutzend Immertreuer mit Trommeln und Gesängen für die Unterstützung des Teams. Heute hatten sie es allerdings schwer, sich gegen den sonst nur spärlich besuchten Gästeblock durchzusetzen, denn wie überall in Argentinien bei Spielen der Camioneros-Vereine war ein ordentlicher, durchgehend singender Mob anwesend.

 

Dieser Gästemob sorgte mit Instrumenten, Dauergesang und Rauch für guten Support für Augen und Ohren. Dabei darf man jedoch nicht denken, dass alle Jungs im Gästeblock extra für den Verein die etwa acht stündige Fahrt aus Rio Grande auf sich genommen hatten, inklusive Fährüberfahrt über die Magellanstraße sowie zwei Grenzkontrollen aufgrund der obligatorischen Strecke durch chilenisches Territorium. Der Großteil von ihnen kam aus der lokalen Filiale der Gewerkschaft wie auch das größte Banner verdeutlichte, auf dem klar die Rede von der Provinz Santa Cruz und nicht Tierra del Fuego die Rede ist. Camioneros ist eben mehr als nur ein Sportverein und wer zu Camioneros gehört, der gehört zu Camioneros, ob Lujan, Rio Grande oder La Quiaca.

 

Viel Rundherum also für das Duell zwischen Eisenbahnern und Lastwagenfahrern. Sportlich konnten die als Mitfavorit der Gruppe ins Turnier gestarteten Gäste noch die Qualifikation erreichen, brauchten dafür aber einen Sieg und mussten dabei auch darauf achten, was die Cuervos aus Ushuaia in den letzten beiden Spielen ablieferten. Dabei war Camioneros zunächst souverän mit den zu erwartenden Siegen gestartet, bevor es zu einer überraschenden Negativserie gekommen war.

 

Entsprechend angespannt begannen sie trotz individueller Überlegenheit die Partie. Ferro dagegen kämpfte und rackerte. Im nach Regenfällen der Vortage tiefem Rasen ergab sich mehr ein Kraftakt als ein fußballerischer Leckerbissen, der den knapp 200 Zuschauern dennoch viel Spannung bot.

 

Am Ende ging die Partie etwas glücklich an die Gäste, die nach hinten raus mehr Kondition bewiesen, während Ferro, das vor allem im ersten Durchgang läuferisch alles bot, die Luft ausging. Allein für diese 1. Halbzeit hätten sich die wackeren Gastgeber eigentlich wenigstens ein Unentschieden verdient - doch nicht immer geht der Plan "frühe Führung und dann mauern" auf.

 

---------------

Ferrocarril YCF 0:1 Camioneros (RG), Estadio Aníbal Rey Méndez, Río Gallegos (Prov. de Santa Cruz), Samstag, 23.03.2019, 15:00, Torneo Regional Federal Amateur, Etapa Clasificatoria, Región Patagónica - Sub Región Sur, Zona 1, 9. Spltg.

---------------