So wird Aufstieg gefeiert! Douglas Haig - Crucero del Norte

14.05.2012 - Vor Ort im Torneo Argentino A (3.Liga, Interior)

Wieder ein entscheidendes Aufstiegsspiel, wieder zur Arbeitszeit, wieder voll! Platzsturm inklusive, allerdings ohne Peinlichkeiten.

von Christian Piarowski

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Wieder ein entscheidendes Aufstiegsspiel, wieder zur Arbeitszeit, wieder voll! Platzsturm inklusive, allerdings ohne Peinlichkeiten.

 

Wie sich die Einleitungen doch ähneln zum Saisonende. Schon wieder sind wir bei einem entscheidenden Spiel um den Aufstieg dabei, diesmal in Pergamino, zu Gast bei Douglas Haig. Die Spielplangestalter hatten es gut gemeint, und so trafen am letzten Spieltag der 2. Phase des Torneo A (den Turniermodus gibt es zu Beginn der kommenden Saison auf golazo.de) Tabellenführer und Zweiter aufeinander. Die Ausgangslage war dabei recht einfach, wer gewinnt, wird Meister und steigt in die 2. Liga auf; nur Gastgeber Douglas würde auch ein Unentschieden reichen. Ein echtes Finale also. Klar, dass ganz Pergamino die Partie sehen wollte, und so drängten trotz Montag, trotz Anstoss zur Arbeitszeit sich etwa 14000 Zuschauer ins für 13.000 zugelassene Stadion.

 

Die Schlangen davor waren bereits 2 Stunden vor Anpfiff endlos lang und eine Stunde vor Beginn der Partie passte kein Choripan mehr in den Magen gedrängter Zuschauer, da der Nachbar dagegendrückte. Die Stadionwurst ist hier durchaus zu empfehlen, allergings gab's die Dinger nur in der Basisversion - ohne Salsa, ohne alles.

 

Das letzte Heimspiel zwei Wochen zuvor gegen Sportivo Belgrano hatte Douglas ohne Gästefans austragen müssen, die Sicherheitsbehörden hatten Bedenken angemeldet, da man mit einer ziemlichen Meute aus San Francisco gerechnet hatte. Danach, beim letztem Auswärtsspiel, zog es das gastgebene Villa Ramallo vor, nach Rosario ins Stadion von Newell's auszuweichen, wo 10.000 Douglas-Fans für ein Heimspiel sorgten. Gegen Curcero del Norte, das aus dem fernen Misiones kommt, durften Gäste dabei sein. Normalerweise würden an einem Montag auch nur wenige Fans die weite Anreise antreten bzw. sich diese überhaupt leisten können. Allerdings ist Crucero ein Werksverein, und zwar der eines Busunternehmens, dessen Namen er auch trägt. Was liegt daher näher, als billig ein paar Busse zu stellen und ein paar Fans hinunterzukarren. Böse Zungen behaupten, der Vorstand habe sich bei einem anderen Auswärtsspiel gar nicht erst diese Mühe gemacht und stattdessen ein paar Leute aus der Umgebung dazu "motiviert", Stimmung zu machen. Wie auch immer, es kam eine beachtliche Gruppe Gästefans, ca. 1200 an der Zahl, die auch durchaus bemüht war, ihr Team anzufeuern.

 

Doch für das Hauptspektakel sorgten natürlich die Heimfans. Douglas spielte bereits in seiner erfolgreichsten Zeit zwischen 1986/87 und 1998/99 in der 2. Liga, stieg danach zwischenzeitlich sogar bis in die 4. Liga ab, und hatte nun nach 13 Jahren, die große Chance, als Meister in die Nacional B zurückzukehren. Dort sind mittlerweile ja auch öftermal einige große Vereine zu Gast.

Douglas ist kein reicher Verein, das sieht man am Stadion, und Pergamino ist nicht unbedingt die finanzstärkste Stadt der Provinz. Dass aber nun der Sprung zurück in die mittlerweile mehr beachtete Nacional B gelingen sollte, ist vornehmlich harter und seriöser Arbeit zu verdanken, die das neue Präsidum sich auf die Fahnen geschrieben hat. Der Verein hatte unter alten Vorständen auch in der Stadt zeitweise ein kleines Imageproblem, doch mit dem Aufstieg vor 2 Jahren ins Argentino A und der wieder stärker wahrgenommenen sozialen Funktion ist der alte Rückhalt in der Bevölkerung wieder da. Douglas wird eine Bereicherung für die 2. Liga, denn, am Ende sollte mit einem Unentschieden der Aufstieg gelingen. Das können wir ruhig vorwegnehmen und den Spielbericht komplett überspringen, denn mehr als Kampf und Krampf und ein Tor der Gäste, das nicht gegeben wurde aus Gründen, über die sich Experten, Schiris und Gästefans bis heute uneins sind, gibt es nicht viel zu berichten.

 

Auf den Rängen, ja, da war was los. Erst zwei Stunden lang Vorfreude, wobei der ein oder andere den mitgebrachten Bengalo nicht mehr warten lassen wollte, dann die Emotionsejakulation beim Intro und dann Fingernägel kauen und zittern und fluchen. Und dann die große Party. Bereits vor Abpfiff hielten es einige nicht mehr aus und wollten den Platz stürmen. Die Polizei blieb ruhig, forderte gelassen aber bestimmt die Zaunkletterer auf, wieder auf die Plätze zurückzukehren, man bedenke doch die Folgen. Die Zaunkletterer überlegten kurz, sahen es ein und warteten noch die paar Minuten, bis der Schiri abpfiff. Jetzt musste wiederum die Polizei kurz überlegen, wie man zu reagieren habe (man konnte deutlich die Fragen in den Gesichtern ablesen), schließlich waren Gästespieler und Schiri noch auf dem Feld. Damit niemand beim Klettern abstürzt oder die Masse ungeduldig wird oder vielleicht einfach aus Zufall wurde ein Tor geöffnet, viele Heimfans strömten euphorisiert, mit Tränen in den Augen auf den Platz, entkleideten die eigenen Spieler bis auf die Unterhosen und feierten um ein Tor herum. Diesen Moment nutzte die Polizei, um Gästespieler und Schirigespann an der Meute vorbeizuschmuggeln. Als diese das mitbekam ging sie auf die Gästespieler los - und applaudierte ihnen. Dann wurde weiter gefeiert. Nach etwas mehr als einer Stunde war das Stadion leer und die Feierlichkeiten gingen in der Innenstadt weiter.

 

Zwei Tage später laufen die letzten Minuten von Düsseldorf. Nun ja, jedes Land ist halt anders.

 

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Douglas Haig 0:0 Crucero del Norte, 14.05.2012, Montag, 15:30, 11. Sptg. Segunda Fase, Estadio Miguel Morales, Pergamino (Provincia de Buenos Aires), Zuschauer: 14.000, davon 1200 Gäste

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